Im Alter von 34 Jahren wurde bei Stefanie Wagner Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. So hat Yoga sie wieder stark gemacht.
Stefanie Wagner Krankheit konnte sie durch Chemo- und Bestrahlungstherapien überwinden, doch die Schwäche blieb. Eine folgende Yin-Yogastunde wurde zu ihrem Einstieg in ein gestärktes Körpergefühl, das die Weichen für einen neuen Beruf gelegt hat: Seither unterstützt sie Menschen als Heilmasseurin, Yogatherapeutin und Gesundheitstrainerin.
Stefanie, du beschreibst die Teilnahme an einer Yin-Yogastunde nach einer überwundenen Krebserkrankung als zentrales Ereignis, das deinen weiteren Lebensweg geprägt hat: Was hast du dir an diesem Lebenspunkt von der Yogapraxis erhofft?
Ich war schon immer ein Mensch, der sich gerne bewegt hat, doch nach meiner Erkrankung war ich kraftlos. Durch die Chemo- und Bestrahlungstherapien habe ich damals viel abgenommen. Den ersten Kontakt zu Yoga hatte ich in Sri Lanka – ich war dort, um eine Reinigungskur zu machen, und die Medikamentenreste aus meinem Körper zu schwemmen. Davor hatte ich keinerlei Berührungspunkte damit. In Basel, wo ich früher gewohnt habe, kam ich in Kontakt mit einer tollen und sehr einfühlsamen Yogalehrerin. Endlich konnte ich mich wieder spüren! Je mehr ich die Atmung ins Zentrum meines Bewusstseins gestellt habe, desto mehr Energie hatte ich. Ich wusste: Genau das brauche ich jetzt.
Du warst früher als Tourismuskauffrau tätig. An welchem Knackpunkt hast du gesagt: „Ich will Yoga zu meinem Beruf machen“?
Ich habe lange in der Gastronomie gearbeitet und bei Restauranteröffnungen mitgeholfen. Dabei war ich häufig gestresst, nicht zuletzt durch die Nachtarbeitszeiten. Dann wollte ich etwas anders machen, habe gekündigt und mich für ein Auslandssemester in Mexiko beworben. Kurz vor der Abreise hatte ich noch einen Termin beim Frauenarzt. Dort habe ich eine Diagnose bekommen, mit der ich nicht gerechnet habe: Gebärmutterhalskrebs. Ich bin daheimgeblieben, habe mich in Therapie begeben. Nach der Genesung hat mir Yoga zurückgegeben, was mir der Krankheitsweg genommen hat – Stärke und Wohlbefinden. Ich wollte mehr darüber lernen, mich täglich damit beschäftigen und diese Wirkung auch an andere weitergeben.
„Nach der Therapie war ich mehrere Jahre sehr schwach und hatte keine Energie. Jetzt fühle ich mich wieder gestärkt und gesund.“
„Nach meiner Diagnose bin ich einfühlsamer geworden. „Durchlässiger“ könnte man fast sagen.“
Wie darf man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Sehr vielseitig. Aktuell arbeite ich als Heilmasseurin in einer Gemeinschaftspraxis im achten Bezirk in Wien. Die Yogatherapie biete ich zusätzlich als Einzelstunden an, die auf die Bedürfnisse der Person zugeschnitten sind, mit der ich gerade arbeite. Besonders wichtig ist es mir, den Körper ganzheitlich zu betrachten. Es gibt die Arbeit an der Muskulatur, das Auflösen von Verspannungen, die Selbsthilfe. Zuerst möchten meine KundInnen von mir behandelt werden, um Beschwerden aufzulösen. Dann zeige ich ihnen Übungen, die sie daheim selbst durchführen können. Es braucht Zeit, um wieder in die Bewegung zu kommen, beispielsweise nach Bandscheibenvorfällen. Auf diesem Weg begleite ich.
Giltst du aktuell als vom Krebs geheilt?
Glücklicherweise ja. Ich war regelmäßig bei der frauenärztlichen Kontrolle, wodurch die Diagnose sehr überraschend kam. Der Krebs hatte sich versteckt, niemand hat ihn entdeckt, bis es für eine kleine Operation zu spät war. Nach der Therapie war ich mehrere Jahre sehr schwach und hatte keine Energie. Jetzt fühle ich mich wieder gestärkt und gesund.
Hast du Angst davor, wieder krank zu werden, und wie gehst du damit um?
Angst habe ich eigentlich nicht. Das habe ich auch der Yogapraxis zu verdanken. Durch die Arbeit mit mir selbst konnte ich ein völlig anderes Körpergefühl entwickeln. Ich schaue auf mich und bin mir meiner Gesundheit bewusst. Ich habe gelernt: Je mehr man auf sein Inneres hört, desto mehr findet man zu sich selbst. Früher war ich sehr mit Dingen im Außen beschäftigt, mit meinem Job und anderen Stressfaktoren. Dabei ist es sehr schwierig, zu erkennen, wie es einem wirklich geht.
Wie hast du dich durch die Krankheit verändert?
„Du bist eine völlig neue Steffi“, das höre ich häufig von meinem Umfeld. Und das stimmt, ich fühle mich anders. Früher war das Karrieremachen sehr wichtig für mich. Jetzt schätze ich, Zeit zu haben. Mit meiner Familie, meinem Freund. Nach meiner Diagnose bin ich einfühlsamer geworden. „Durchlässiger“ könnte man fast sagen. Wenn man sich mehr öffnet und auch sich selbst mehr Beachtung schenkt, reagiert man sensibler auf das eigene Umfeld. Ich kann mich gut in die Menschen um mich herum hineinversetzen, das kommt mir auch bei der Arbeit mit Patientinnen sehr zugute.
Kann Yoga heilen? Oder wird dadurch letztlich „nur“ das eigene Wohlbefinden beeinflusst?
Ich würde schon sagen, dass die Bewusstheit, die man durch Yoga erlangt, heilen kann. Über Yoga bin ich zu vielen Themen gekommen, die mir geholfen haben, gesundheitliche Zusammenhänge herzustellen. Dieses Zu-sich-Finden regt die Selbstheilung an. Beispielsweise wird die Zellerneuerung ganz stark davon beeinflusst.
„Je mehr man auf sein Inneres hört, desto mehr findet man zu sich selbst. Früher war ich sehr mit Dingen im Außen beschäftigt, mit meinem Job und anderen Stressfaktoren. Dabei ist es sehr schwierig, zu erkennen, wie es einem wirklich geht. “
„Für mich hat sich Yoga als ein Weg eröffnet, mein Glück zu finden.“
Durch die Wellnessindustrie ist in den letzten Jahren ein regelrechter Yoga-Wahn entstanden.
Da ist natürlich auch viel Marketing dahinter, viel Selbstdarstellung. Wenn man richtig in die Yogapraxis eintaucht, ist es aber eher eine ruhige Selbstfindung, die vom Außen wenig beeinflusst wird. Trotzdem ist es schön, dass aktuell viele Menschen zur Yogapraxis finden.
Gerade auf Social Media gibt es Menschen, die mehrmals pro Tag Yoga machen. Kann man es damit übertreiben?
Klar. Man muss auf sich aufpassen, weil jeder Körper anders ist. Nur weil jemand auf Instagram sich in gewissen Posen drehen und verbiegen kann, muss man das selbst nicht auch können. Ich selbst zeige auf Social Media auch kurze Übungssequenzen vor. Für mich geht es dabei um Inspiration für die Yogapraxis zu Hause.
Siehst du Yoga als Notwendigkeit, um ein gesundes Leben zu führen?
Nein, das ist es sicherlich nicht. Es gibt viele andere Möglichkeiten, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Für mich hat sich Yoga aber als ein Weg eröffnet, mein Glück zu finden.
Was ist dein innerer Antrieb, Yoga zu unterrichten?
Die Energie, die sich in der gemeinsamen Yogapraxis bildet, ist sehr schön. Genau wie das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn man gemeinsam auf der Matte sitzt und im Einklang atmet, geht man damit sehr in die Tiefe. Man verbindet sich ohne Gespräche und versteht sich auf einer anderen Ebene als im Alltag, wenn man sich schnell mal über den Weg läuft.
Woraus schöpfst du Kraft?
Besonders kraftvoll sind meine morgendlichen Rituale. Ich mache ein paar Übungen, um energiegeladener in den Tag zu starten, manchmal auch ayurvedische Reinigungsrituale. Auch die Zeit mit meinem Partner und meiner Familie schenken mir Kraft, besonders auch die Kinder meiner Schwester. Letztendlich ist ein großer Motivator meine Arbeit: Früher hat es mich teilweise große Überwindung gekostet, in die Arbeit zu gehen, das ist jetzt nicht mehr so. Mein Job macht mir großen Spaß. Ich bin in dem, was ich tue, angekommen.
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