Bis in sechs Jahren die Bundespräsidentenwahl erneut über die Bühne geht, sollten wir eine Kandidatin gefunden haben.
Die Wahl ist geschlagen. Der alte ist auch der neue Präsident. Beim Wahlkampf: keine Frau weit und breit. Bei den Wahlsendungen: keine Frau weit und breit. Am Wahltag: in den Bundesländer-Studios nur Männer als politische Lokalmatadore, die nach Ausreden rangen. Meine achtjährige Tochter fragt mich zurecht: „Warum ist keine Frau dabei? Warum reden nur Männer?“ Fragen, die auch dem Journalismus-Urgestein Anneliese Rohrer in der „Zeit im Bild“ vor der Wahl gestellt wurden. Von einem „skurrilen Wahlkampf“ sprach sie dort, wobei der Begriff Wahlkampf angesichts der illustren Kandidaten eine Begrifflichkeit ist, die man in Frage stellen muss. Alles, was ein Mensch für den Beruf „BundespräsidentIn“ braucht – nämlich einend aufzutreten und zu wirken, öffentlich repräsentativ, weltoffen und politisch gebildet, gut positioniert und öffentlich bekannt zu sein, eine Sprache zu sprechen, die man in allen Winkeln des Landes sowie auch international versteht –, darüber verfügen auch Frauen. Wo also waren jene, die über 35 Jahre alt, unbescholten und motiviert sind? „Frauen wollen sinnerfüllte, sinnstiftende, erfüllende Arbeit, die sich nicht nach der Bezahlung, sondern dem inhaltlichen Wert richtet“, ergeben viele Studien zum Thema „Frauen und Arbeitsplatz“. Vielleicht ist dies eine Erklärung, warum sie kein Interesse an der Rolle der „Grußtante“ der Nation haben. Sechs Jahre sind es bis zur nächsten Wahl: Zeit, die wir nutzen könnten, um zu überlegen, ob uns nicht doch eine Frau einfällt, die Präsidentin werden kann. Denken wir gemeinsam nach?
Sabine Kronberger fragt sich, ob Frauen kein Interesse an der Rolle der „Grußtante“ der Nation haben.