Vielfältiges Brüssel – Tag 6

Vielfältiges Brüssel – Tag 6
Foto: Christoph Unterkofler
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  • Veröffentlicht: 29.03.2023
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„Begegnung mit der EU und Einblicke in die Stadt“ verspricht die Weltanschauen-Reise „Vielfältiges Brüssel“. Ob sich die gesamte Europäische Union tatsächlich an einer Stadt festmachen lässt und welche Überraschungen die belgische Metropole sonst noch bereithält, erläutert Christoph Unterkofler in seinen Reisenotizen.

Ein Brief zum Abschied

Liebes Brüssel,

während wir uns mit dem Reisebus auf dem Weg in Richtung Heimat befinden (streikbedingt ist die Rückreise per Zug nicht möglich), mache ich mir Gedanken, wie ich mein Resümee der vergangenen fünf Tage gestalten könnte. Klar, ich könnte die Höhepunkte der Reise aufzählen. Ich könnte eine Reihung meiner persönlichen Top-5-Aktivitäten vornehmen. Oder ich könnte die Dos and Don’ts anführen. Ich könnte dir, liebes Brüssel, aber auch einen Brief schreiben – ganz „altmodisch“, dafür herzlich. Und weil wir uns in den vergangenen Tagen doch etwas kennengelernt haben, nehme ich an, dass es für dich in Ordnung ist, wenn wir uns duzen.

Tradition und Moderne

Eines vorweg: Du bist zwar eine Stadt von Welt, die Bezeichnung „Weltstadt“ ist aber vielleicht dennoch etwas irreführend – denn du weißt auf sehr überschaubarer Fläche Tradition und Moderne zu vereinen. Während du in der Altstadt mit romantischen Plätzen und Gässchen, Jugendstilbauten, barocken Gebäuden und dem Königsschloss zu begeistern vermagst, hat das europäische Viertel genau das Gegenteil zu bieten. Moderne Gebäudekomplexe, die sich wie eine eigene Insel aus dem restlichen Stadtbild erheben, mögen zwar nicht allen gefallen, sind aber auf jeden Fall beeindruckend. Und dass sich hier in gewisser Weise das Herz der europäischen Demokratie befindet, macht diesen Teil der Stadt erst recht besonders. Besonders sind auch deine übrigen Stadtviertel, wenngleich ich nicht alle dem beziehungsweise der Individualreisenden empfehlen würde.

Wind und Wetter

Schon klar: Es wäre gemein, dich nach dem Wetter zu beurteilen, weil du a) für das Wetter nichts kannst und b) es ja an mir liegt, zu welcher Jahreszeit ich dich besuche. Dass du Ende März aber derart frische Temperaturen für mich parat hattest, hat mich doch überrascht. Dass du mehrmals täglich mit einem Wechsel zwischen Sonnenschein und Regen aufgewartet hast, kam ebenfalls überraschend. Und so verspreche ich dir – sollte ich dich wieder einmal besuchen kommen –, dass ich beim nächsten Mal eine dickere Jacke, wasserfeste Schuhe und einen Schirm im Gepäck haben werde.

Foto: Christoph Unterkofler

Genuss und Kulinarik

Werden KorrespondentInnen und Abgeordnete danach gefragt, seit wann sie denn in Brüssel tätig sind, gibt es die scherzhafte Antwort: „Seit xx Kilo!“ Klingt witzig, ist aber keine Überraschung. Dass du kulinarisch bestens zu versorgen weißt, ist hinlänglich bekannt – und das auf verschiedenen Ebenen. Deine frischgebackenen Waffeln, nach denen es in der gesamten Innenstadt duftet, sind schlichtweg ein Traum. Deine Schokoladenauswahl ist unübertrefflich und das Angebot an verschiedenen Bieren ist derart umfangreich, dass man wohl ein paar Monate bleiben müsste, um sich durchzukosten. Und dass die Pommes von „Maison Antoine“ kaum zu toppen sind, wusste schon Deutschlands Alt-Kanzlerin Angela Merkel – jetzt weiß es auch ich.

Menschen und Menschlichkeit

Freundlich und zuvorkommend sind die allermeisten Menschen, die ich bei dir kennenlernen durfte. Ob zum einen unser Guide der vergangenen Tage, die Restaurantbesitzerinnen oder auch die Angestellten in Cafés, Geschäften und im Hotel: Sie alle hatten stets ein freundliches Bonjour oder ähnliche Grüße auf den Lippen. Zum anderen sind es die Menschen, die gemeinsam mit mir unterwegs waren, die mir positiv in Erinnerung bleiben. Schnell wurde aus 25 Individual- beziehungsweise paarweise Reisenden eine Gruppe, die aufeinander schaute und gemeinsam die Zeit in Brüssel genoss. Ein wesentlicher Faktor für eine gelungene Reise.

Überraschungen und Alltägliches

Der letzte Punkt, den ich dir erzählen möchte, hat nur bedingt mit dir zu tun – ich möchte ihn dir aber dennoch keinesfalls vorenthalten. Ich weiß nicht, wie sich unser Kennenlernen gestaltet hätte, wäre ich als Individualreisender zu dir gekommen. Ich bin mir aber sicher, dass ich dich nicht von dieser Seite kennengelernt hätte. Ein Grundsatz von Christoph Mülleder und seinem Reisebüro Weltanschauen ist es, dass die TeilnehmerInnen durch die Reise ein anderes und vielschichtiges Bild des bereisten Landes erhalten und Einblicke in die Lebenswelten „ganz normaler Menschen“ bekommen. Und das ist – ohne groß drumherum zu schreiben – einfach gelungen.

Und so darf ich mich bei dir, liebes Brüssel, für die vergangenen Tage bedanken. Es freut mich, dass ich deine Gastfreundschaft genießen durfte. Und es ist wahrlich nicht ausgeschlossen, dass ich dich wieder einmal besuchen komme.

Adieu
dein Christoph

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