In der menschlichen Genetik scheinen sich zwei Zutaten als probate Krisentröster eingebrannt zu haben: Bohnen und Linsen. Kein Wunder, dass gerade jetzt wieder unser Appetit darauf steigt.
Hamster würden Bohnen kaufen
Schlägt man im 1894 in Wien erschienenen „Appetitlexikon“ unter „Linse“ nach, wundert man sich nicht schlecht, wie da „die am wenigsten beliebte Hülsenfrucht“ als „Unhold“ und „das Schrecklichste, was man einem feinfühligen Magen antun kann“ heruntergemacht wird. „In Spanien genießt sie höchstens der Arme, in England wird sie sogar von diesem verschmäht“, ätzen die Autoren weiter. Wie vieles, dem der Geschmack der Armut anhaftete, wurden auch Linsen lange gering geschätzt und verschmäht. Zum Glück ändern sich die Dinge. Die Neugier auf fremde Kochtöpfe hat uns mit den Vorzügen der kleinen runden Samen in ihrer bunten Vielfalt vertraut gemacht. Mit dem Trend zur fleischlosen Ernährung steigt auch das Ansehen der nahrhaften Hülsenfrucht.
Übrigens sollte man alle nicht geschälten Linsen (grüne, braune, schwarze) vor der Zubereitung einweichen, das macht sie bekömmlicher, weil dadurch unliebsame Phytinsäure und Lectine abgebaut werden.
Orecchiette mit Linsen-Sugo
4 Portionen
500 g Orecchiette
(oder andere Teigwaren)
Sugo:
200 g braune Linsen
1 große Zwiebel
2 Karotten
100 g Knollensellerie
Olivenöl
2 Knoblauchzehen
je 1 TL Kreuzkümmel, Fenchel,
Koriander, zerstoßen
2 Lorbeerblätter
1 EL Thymian, getrocknet
1 EL Paprikapulver, geräuchert
400 g passierte Tomaten
circa 1 l Wasser
Chili
Salz
Parmesan
Linsen am besten am Vortag oder zumindest einige Stunden vorher in kaltem Wasser einweichen.
Zwiebel, Karotten und Sellerie würfelig schneiden, in 3–4 EL Olivenöl anrösten. Knoblauch klein hacken und unterrühren, Gewürze einrühren. Linsen abseihen.
Tomaten und Linsen zugeben, mit frischem Wasser aufgießen. Salzen und köcheln lassen, bis die Linsen weich sind.
Sugo mit Chili und Salz abschmecken.
Pasta bissfest kochen, abseihen und mit dem Sugo vermischen. Mit gehobeltem Parmesan bestreut servieren.
Gerade habe ich meinen Vorrat an Dosenbohnen gecheckt und gezählte fünf Stück gefunden. Ich bin beruhigt, das reicht für den Notfall. Wenn ich Bohnen koche, dann greife ich ohnehin lieber zu Trockenbohnen, sie schmecken einfach besser, immer. Das Einweichen und Kochen ist jetzt wirklich keine große Mühe, alles eine Frage der Planung.
Bohnen-Erdäpfel-Laibchen
4 Portionen
250 g weiße Bohnen, gekocht
250 g mehlige Erdäpfel, gekocht und geschält
150 g Camembert (oder anderer würziger Käse)
2 Jungzwiebeln
1 Ei
Salz
Pfeffer
Mehl, griffig
Feiner Maisgrieß
Öl
Bohnen und Erdäpfel mit der Gabel grob zerdrücken. Käse würfelig, Jungzwiebeln in feine Ringe schneiden. Bohnen, Erdäpfel, Käse, Jungzwiebel und Ei vermischen. Nach Bedarf etwas Mehl untermischen, bis die Masse eine gut formbare Konsistenz hat. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Aus der Masse Laibchen formen, in Maisgrieß wenden. In einer beschichteten Pfanne wenig Öl erhitzen, die Laibchen darin beidseitig goldbraun braten.
Dazu passt ein Salat aus jungem Spinat und Radieschen.
Für das Dressing 1 TL Dijon-Senf mit 1 TL Honig (oder Holunderblütensirup) und einer Prise Salz verrühren. 2 EL Apfelessig und 4 EL Olivenöl einrühren. Mit 100 g geputztem Babyspinat und 1 Bund dünn gehobelten Radieschen vermischen.
Barbara Haiden
kocht gerne mit Gemüse und fragt sich
beim Blick in den Vorratsschrank:
Wer soll das alles essen?
Foto: Alexandra Grill
„Welt der Frauen kocht“
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