Unter der Leitung von Helene Daxecker-Okon und Maria Tonini pilgerten 46 Frauen, darunter „Welt der Frauen“-Redakteurin Victoria Preining, vom bayrischen Mittenwald nach Scharnitz in Tirol. Ein Rückblick
Es ist kurz vor 9 Uhr, als ich am Bahnhofsvorplatz im bayerischen Mittenwald ankomme, dem heutigen Treffpunkt der Tiroler Frauenpilgertagsroute „Zweiländerpilgern“. Während ich meinen Blick über den Platz des gemütlichen Touristenortes schweifen lasse und nach anderen Pilgerinnen Ausschau halte, biegt ein Bus um die Ecke. Eine Traube gut gelaunter Frauen, alle in bunter Wanderkleidung, strömt heraus. Allen voran die Wegbegleiterinnen Helene Daxecker-Okon, ihre Schwester Maria sowie Maria Tonini, die den Pilgerstab trägt.
Was auf den ersten Blick auffällt: Alle Frauen tragen blaue Bänder, die sie entweder an ihren Jacken oder Rucksäcken befestigt haben. Sie dienen als Zeichen der Zusammengehörigkeit, sie zu tragen, ist allerdings freiwillig, erklärt Helene Daxecker-Okon. Bevor es losgeht, segnet sie den mit Kräutern und Blumen geschmückten Pilgerstab mit Weihwasser aus Medjugore. Danach singen wir gemeinsam ein Lied, das sich im Kanon zu einem schwungvollen, aber auch besinnlichen Auftakt entwickelt.
Dann beginnt unsere Reise in Richtung des ersten Etappenziels: der Leutaschklamm. Helene Daxecker-Okon erklärt mir, dass sie die Strecke mit dem Ziel ausgewählt hat, jeder Frau, unabhängig von ihren Voraussetzungen, die Teilnahme zu ermöglichen. Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen. Und so durchwandern wir Mittenwald und gelangen zum ersten Anstieg des Tages. Auf dem Weg treffe ich eine langjährige „Welt der Frauen“-Leserin. „Es tut gut, unter Gleichgesinnten unterwegs zu sein. Gerade in diesen Zeiten“, erzählt sie. Und damit hat sie recht. Die Stimmung ist während des gesamten Weges ausgelassen, nur während des Aufstieges wird es ruhiger. Konzentriert erklimmen wir den in Serpentinen angelegten Schotterweg nach oben, wo wir mit einem atemberaubenden Blick für unseren Einsatz belohnt werden. Vor uns erstreckt sich die sogenannte Geisterklamm und das an den Felswänden hinabrauschende, türkisblaue Wasser funkelt uns entgegen. Lange halten wir uns aber nicht auf, wir überqueren die Brücke und folgen dem Weg durch den Wald, vorbei an von anderen WandererInnen gebildeten Steintürmchen. Kurz vor der deutsch-österreichischen Grenze machen wir das erste Mal eine Pause.
Anschließend schlägt Helene Daxecker-Okon vor, den bevorstehenden Abstieg zur Isar in Stille zu bewältigen. Sie gibt uns einen kleinen Nachdenkimpuls zu den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen und zur Bedeutung des Privilegs, Frieden im eigenen Heimatland zu erleben. Ohne zu sprechen, was sich anfangs als gar nicht so einfach, aber doch heilsam entpuppt, und darauf achtend, wohin wir unsere Schritte setzen, bewegen wir uns bergab und erreichen das Naturschutzgebiet Riedboden. Wir wandern durch das Tal entlang der Isar, wo wir, umringt von Bergen, unsere Mittagspause verbringen.
Auch der letzte Abschnitt des Tages beginnt mit Impulsen und Liedern. Für die Pilgerinnen geht es daraufhin noch einmal hoch hinaus zur historischen Befestigungsanlage „Porta Claudia“ und zum Kalvarienberg, wo die Abschlussandacht das Ende des diesjährigen Frauenpilgertages markiert. Während der Heimreise lasse ich den Tag, die vielen anregenden Gespräche und Einblicke Revue passieren und spüre, wie stärkend es ist, sich gemeinsam mit anderen Frauen auf den Weg zu machen.
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