Dass in der Ogliastra, dem Hochland auf Sardinien, sehr viele Hundertjährige oder sogar noch Ältere leben, begeistert JournalistInnen ebenso wie WissenschaftlerInnen und natürlich auch GeschäftemacherInnen. Da wird viel Geld investiert, um das Geheimnis rund um die 100-Jährigen zu erforschen.
Mit Minestrone über 100 Jahre alt werden
Als Tzia Grazia im Alter von 102 Jahren verstirbt, glauben die wenigsten an einen natürlichen Tod, zu viele Gerüchte ranken sich um diese imposante Frau und einige zwielichtige Gestalten, die sich in ihrer Nähe herumtrieben. Zeit, Mira Valensky in Wien anzurufen! Eine Auszeit, noch dazu auf Sardinien, kann wirklich jede und jeder einmal brauchen!
Die Journalistin und Hobby-Detektivin Mira Valensky beherrscht nicht nur die Kunst der Recherche, sie hat auch den nötigen Biss, sie konsequent mit Faktenchecks und Re-Checks durchzuführen. Obwohl sie von ihrer besten Freundin Vesna und deren Tochter Jana aufgestachelt wurde, den überraschenden Tod von Tzia Grazia auf Sardinien unter die Lupe zu nehmen, beginnt sie ihre Recherche bei SardaVita, einem Unternehmen, dessen Firmensitz im Umland von Wien liegt und das eher mysteriös als seriös wirkt. Und da Mira keine halben Sachen macht, holt sie sich gleich noch die Zustimmung Sams, der Chefredakteurin des Onlinemediums ECCO, zur journalistischen Recherche. Zum einen ist Sam über die Jahre zu einer guten Freundin geworden, zum anderen bietet ECCO mehr Freiraum als viele andere Medien in Österreich.
„An deren Abhängigkeit von Inseraten und ihren potenten Geldgebern hat sich auch nach dem Skandal um einen Kurzzeit-Kanzler wenig geändert.“
Hier begegnet die ebenso schnell denkende wie präzise analysierende Journalistin dem windigen Geschäftsmann Hartmann, der mit seinem etwas abgestandenen Charme vom Zauber der sardischen Kichererbsen schwärmt und erläutert, wie wichtig Zellgesundheit doch ist. Nicht schlecht für einen, der eigentlich aus der Autobranche kommt. Mira beschließt, auf Sardinien zu recherchieren und mehr über SardaVita, leere Versprechungen und eventuelle Mythen zu erfahren. Viele hart arbeitende Menschen werden ihr dort begegnen und zahlreiche kluge, lebenserfahrene Frauen, die noch im hohen Alter auf Autonomie bestehen, sich nicht für Werbezwecke einspannen lassen und auf Minestrone als Lebenselixier beharren, werden sie nachhaltig beeindrucken. Dass dazwischen Käse und Wein genossen wird, Mira über ihre eigene Lebensgestaltung nachdenkt und sich manche schroffe Gestalt als sehr liebevoll erweist, macht die Lektüre überaus reizvoll.
„Kampf ums Überleben, um Freiheit. Grundbesitz als Zeichen der Unabhängigkeit und Hoffnung, dass es nachfolgende Generationen besser haben könnten. Wie tief sitzt das, was unsere Vorfahren erlebt haben? Seltsam, dass ich gerade hier, auf dieser Insel am Rand Europas, darüber nachdenke. Geschichte lässt uns die Gegenwart verstehen. Vielleicht. Hoffentlich.“
Was Sie versäumen, wenn Sie diesen Kriminalroman nicht lesen:
Eva Rossmann
1962 in Graz geboren, lebt im Weinviertel und auf Sardinien. Die studierte Verfassungsjuristin, politische Journalistin, gern gehörte Teilnehmerin an Talk-Shows und gern gelesene Kolumnistin in diversen Qualitätsmedien ist seit 1994 freie Autorin. Ihre gesellschaftspolitischen Kriminalromane rund um die Starjournalistin Mira Valensky und deren Freundin und ehemalige Putzfrau Vesna Krainer erfreuen einerseits durch die lustig-hintergründigen Dialoge, die jeweils aktuelle Thematik des Romans sowie die ausgezeichneten Rezepte, die Mira zu zaubern versteht – Witz inklusive. Auch wer die Vorgänger-Krimis nicht gelesen hat, kann gut in die Handlung einsteigen und lernt die handelnden Personen sofort lieben.
Eva Rossmann
Tod einer Hundertjährigen.
Ein Mira-Valensky-Krimi.
Wien – Bozen: Folio Verlag 2022.
Christina Repolust
Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at
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