Buchempfehlung: „Die Suchtlüge“

Buchempfehlung: „Die Suchtlüge“
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  • Veröffentlicht: 23.03.2024
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Gaby Guzek spricht gekonnt Klartext: „Wahrscheinlich haben Sie dieses Buch nicht erworben, weil Krimis gerade ausverkauft waren.“ Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass allen Süchten etwas gemeinsam ist: Man will sie nicht wahrhaben!

„Mir lagen zwei riesengroße Steine im Weg, und mir fehlte der Bagger, um sie wegzuschieben.“
Seite 12

Die Autorin macht sich auf die Suche quer durch die internationale Wissenschaftsliteratur und fand ihren Bagger. So wird ihr klar, dass die Abkehr vom schädlichen Verhalten, der Ausstieg aus der Sucht viel mit ihrer „Hirnchemie“ und nicht mit ihrem schwachen Willen zu tun hat. 

Allein schon das Inhaltsverzeichnis macht jeder und jedem Mut, genauer in den Spiegel und nicht tiefer ins Glas zu blicken: Sucht ist keine Willensschwäche, steht gleich auf Seite 18 – und schon erfahren wir mehr über das ultimative Wohlfühlpaar „Endorphine und Dopamin“. Die Süchte im Überblick zeigen, dass nach der Volksdroge Nummer eins, dem Alkohol, natürlich Tabak, Kaffee und Cannabis kommen. Die immateriellen Süchte, also Süchte ohne Stoff wie Zocken, Internet, Sex und Kaufrausch bekommen genügend Aufmerksamkeit, und tröstlich ist auch zu lesen: „eine Sucht kommt selten allein“. Tröstlich hier gemeint im Sinne von: im Verständnis für sich selbst. Und zack ist man auf Seite 158 schon bei den Strategien für den abstinenten Alltag, in dem das Hirn und man selbst eher im Miteinander agieren als im aufreibenden Gegeneinander.

„Zufriedene Abstinenz bedeutet nicht Verzicht. Zufriedene Abstinenz bedeutet Freiheit. Wenn Sie erst am Anfang stehen, blicken Sie vielleicht ungläubig. Das kann auch gar nicht anders sein: Ihr Gehirn ist noch suchtverdrahtet, und die Vorstellung vom Glück ohne Konsum klingt für Sie so glaubwürdig wie das Märchen vom Weihnachtsmann. Deshalb glauben Sie mir einfach und freuen Sie sich auf Ihre Un-Abhängigkeit.“
Seite 204

Manege frei für den Verstand – welch schönes Motto! Faktenbasiert mit vielen Beispielen zu unterschiedlichen Süchten wird hier Suchtverhalten und Ausstieg aus diesem skizziert und auch darauf hingewiesen, wie viele Menschen sich in der Suchttherapie-Industrie verirren und noch ein weiteres Mal ausgenutzt werden. Denn, so kommen WissenschaftlerInnen zum Schluss, es liegt weniger an der Effizienz der jeweiligen Therapien als vielmehr an den Entscheidungen der Betroffenen, überhaupt eine zu machen.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at