Kunst statt leerer Schaufenster

Kunst statt leerer Schaufenster
Foto: privat
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  • Veröffentlicht: 07.09.2023
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Was tun gegen das Ladensterben in den Zentren? Initiatorin Barbara Mungenast (56) setzt mit der ersten STEYR.ART.WEEK. von 11. bis 16. September neue Impulse.

Wie ist die Idee zur STEYR.ART.WEEK. entstanden?

Ich bin aus Steyr und ich liebe die mittelalterlichen Gebäude, die Höfe, die engen Gässchen, das charmante Gefüge, das an ein italienisches Städtchen erinnert. Das Ladensterben in der Altstadt macht mich traurig, überall glotzen schwarze Schaufenster entgegen. Nun war meine Idee, die wunderschönen Geschäfte in lebendige Galerien zu verwandeln und mit der Kunst auf die BürgerInnen zuzugehen. Die Idee holte ich mir aus Venedig. Zur Biennale werden die glanzvollen Palazzi dem Kunstpublikum geöffnet. Kunst bewegt, initiiert Prozesse und fördert den Diskurs. Genau das braucht es in Steyr.

Was erwartet die BesucherInnen? 

Sechs KünstlerInnen zeigen in freien Geschäftslokalen in sogenannten POP.ART.STORES ihre künstlerischen Positionen und greifen aktuelle Themen auf, darunter die Klimafrage, das Flüchtlingsdrama, die mediale Informationsflut oder die Frage nach der Wahrheit angesichts digital produzierter Bilderwelten. Von Montag bis Freitag laden alle Galerien von 17 bis 21 Uhr zum Besuch ein, in einem ART.WALK um 18 Uhr führe ich durch die Galerien und erkläre die Arbeiten.

„Früher waren die Innenstädte ein reines Einkaufsziel. Heute sind sie viel mehr: Freizeit- und Aufenthaltsziele, soziale Treffpunkte, das „Wohnzimmer“ der Stadt.“
Foto: Rudi Meidl/breecorn.com

Leerstehende Geschäfte in den Zentren sind vielerorts ein Problem. Was lässt sich dagegen tun?

Wir brauchen neue Konzepte für lebendige Innenstädte. Es muss sich auszahlen, sie zu besuchen. Die großen Shoppingcenter in der Peripherie haben wohl ihre praktische Berechtigung für die tägliche Versorgung. Früher waren die Innenstädte ein reines Einkaufsziel. Heute sind sie viel mehr: Freizeit- und Aufenthaltsziele, soziale Treffpunkte, das „Wohnzimmer“ der Stadt. Wir starten in Steyr mit POP.ART.STORES, darunter versteht man kurzzeitige Läden, in denen man Kunst kaufen kann. Mischkonzepte zwischen Handel, Kultur, Arbeiten und Wohnen sollten folgen.

Sie beschäftigen sich künstlerisch mit unseren Sehgewohnheiten, Ihre Werke entstehen am Computer. Was ist Ihre künstlerische Intention?

Meine Arbeit besteht aus zwei Teilen: Im ersten Schritt erfolgt die inhaltliche Konzeption am Computer und danach folgt die malerische Umsetzung. Diese kann näher an der Vorlage bleiben oder sich weiter wegbewegen. Mich interessiert unsere Wahrnehmung: Wie verändert sich der Blick auf ein Werk, wenn ich die Fakten dazu kenne? Ich bin ein unruhiger, schneller Mensch, ich suche förmlich visuelle Anreize, sprunghafte Veränderung, Trigger gegen Langeweile. Glatte Ästhetik interessiert mich nicht. Kontraste, Spannungen, Fallen, Widersprüche, das ist es, was ich suche. Ich nehme existierende Bilder, fragmentiere sie, setze sie in neue Zusammenhänge, wenn möglich viel abstrakter. Ein Bild ist ja per se stumm. Ich möchte, dass es laut mit mir kommuniziert.

Zur Person

Barbara Mungenast ist Künstlerin und Initiatorin der STEYR.ART.WEEK. gemeinsam mit Franky Kühberger.