Ende eines geschützten Raums: Taliban schließen Schönheitssalons

Ende eines geschützten Raums: Taliban schließen Schönheitssalons
Foto: Atif Aryan / AFP / picture desk
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  • Veröffentlicht: 07.07.2023
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Die Taliban ordnen die Schließung von Schönheitssalons an und schränken damit die Rechte – und die Solidarisierungsmöglichkeiten – afghanischer Frauen weiter ein. Über die Notwendigkeit der weiblichen Gemeinschaft

Mit der angeordneten Schließung der Schönheitssalons wird Frauen eine der letzten Möglichkeiten zur Gemeinschaftspflege genommen. Die Salons, seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 einer der wenigen erlaubten öffentlichen Treffpunkte für Frauen, sollen innerhalb eines Monats aufgelöst werden.

Seit rund zwei Jahren werden Frauen in Afghanistan von immer mehr Orten ausgeschlossen – darunter Universitäten, Schulen, Badehäuser oder Parks. Dabei wolle man Frauenrechte gemäß ihrer Auslegung in islamischen Gesetzen und afghanischen Bräuchen respektieren, so das nationale Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters. Durch diese Maßnahmen unterbinde man die öffentliche Präsenz von Frauen vollständig, beschreibt hingegen ein diesjähriger Bericht von Amnesty International und der Internationalen Juristenkommission die aktuellen Einschränkungen.

Gemeinschaft hinter bedeckten Fenstern

Mit dem voranschreitenden Ausschluss aus der Öffentlichkeit und aus Bildungseinrichtungen sind die Schönheitssalons zu einer der wenigen, verbliebenen Verdienstmöglichkeiten für Frauen geworden – oftmals für gesamte Haushalte. 

Durch das Verbot wird den Frauen nicht nur die finanzielle Selbstständigkeit genommen, sondern auch weibliche Isolation vorangetrieben. Ein sicherer Hafen, der das Gemeinschaftsgefühl prägt, geht damit verloren: Die üblicherweise rein für Frauen bestimmten Salons bieten hinter verdeckten Fenstern Gelegenheiten für gemeinsamen Austausch, das Besprechen von Problemen und das Treffen mit Freundinnen und anderen Frauen. 

Die Relevanz geschützter Bereiche

Was bleibt von einer Gemeinschaft noch übrig, wenn keine Chance auf Kommunikation oder Zusammenkunft besteht? Wenn die geschützten Bereiche wegbrechen? Eine Einschränkung, die man sich anderorts nicht vorstellen kann.

Solidarität entsteht nicht nur bei der Teilnahme an großen Veranstaltungen oder Bewegungen. Sie findet oft viel kleinteiliger in den Momenten des Alltags statt: beim kurzen Plausch in der Supermarktschlange, bei der Pflege von Arbeits- oder Schulfreundschaften, beim Spaziergang im Park – oder eben beim Gespräch im Schönheitssalon. Ein geschützter Bereich muss nicht immer ein Ort sein. Auch ein Austausch auf Augenhöhe kann sich als solcher erweisen. Wird den afghanischen Frauen diese Möglichkeit genommen, wird ihnen damit auch jede Hoffnung auf Nähe und Verständnis gestohlen.