„Reden wir über Geld“: Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe machte am 12. Oktober in Grafenwörth Station. Es war ein lehrreicher, sehr persönlicher und stimmungsvoller Abend.
„Es gibt viele Rädchen, an denen wir drehen können, wenn es darum geht, Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu begleiten“, sagte Moderatorin und „Welt der Frauen“-Chefredakteurin Sabine Kronberger. Über Geld zu reden, ist sicherlich eines davon. So machte die Veranstaltungsreihe „Reden wir über Geld“, eine Kooperation zwischen „Welt der Frauen“, der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten und dem Land Niederösterreich, im prachtvollen Haus der Musik in Grafenwörth Halt.
Elisabeth Cinatl steht dem Verein Wendepunkt vor und berichtete davon, wie wichtig es ist, finanziell unabhängig zu sein. „Es ermöglicht einen Gestaltungsspielraum und stärkt mich in der Partnerschaft“, sagte sie. So erlebte sie Frauen, die in Gewaltbeziehungen steckten, weil ihnen schlicht das Geld fehlte, sich daraus zu befreien. Lena Gugenberger setzte noch einen Schritt früher an. Mit ihrem Sozialunternehmen Three Coins bringt sie jungen Menschen den Umgang mit Geld bei. „Es ist nicht angeboren, dass Frauen weniger finanzielle Mittel haben“, erinnerte sie. Und, dass es schon dabei beginne, dass Buben mehr Taschengeld bekommen würden als Mädchen.
„Mein Tipp: Wir Frauen sollten vor allem im Unternehmerischen die Extrameile gehen und besser vorbereitet sein als die männlichen Kollegen. Wir sollten hartnäckig sein und nicht aufgeben.“
Müssen und wollen
Auf wissenschaftlicher Ebene erforscht Bettina Fuhrmann das Thema „Frauen und Geld“. Sie steht dem Institut für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien vor und berichtete aus ihrer Forschung, dass Frauen zwar besser als Männer den Überblick über die Haushaltskasse bewahren würden. „Bei großen finanziellen Entscheidungen haben aber die Männer das Heft in der Hand.“ Dabei, das betonte die Wissenschaftlerin, „wissen Frauen mehr über Finanzen, als sie glauben.“ Sie beobachtete auch, dass vor allem Alleinerzieherinnen große und gute finanzielle Entscheidungen treffen würden. „Frauen können, wenn sie müssen – sie können aber auch, wenn sie wollen!“
Mit nur 25 Jahren „musste“ Doris Ploner. Sie übernahm das insolvente Familienunternehmen, um es zu retten – und war damit erfolgreich. Neun Jahre später steht sie heute einem gesunden Unternehmen mit 160 MitarbeiterInnen vor, der „Käsemacher GmbH“. Der Weg dahin war nicht leicht und sie bewies mehr als einmal großen Mut. „Die Verhandlungen mit Gläubigern waren am Anfang sehr schwierig“, sagte sie. „Oft wurde ich als junge Frau nicht ernst genommen. Deshalb investiere ich viel Zeit in die Vorbereitung auf jedes Verhandlungsgespräch.“ Sie plädierte dafür, die eigene Leistung sichtbar zu machen. „Wir verkaufen uns viel zu oft schlechter als die Kollegen.“
„Viele Entscheidungen werden emotional gefällt. Im Sinne der Selbstfürsorge sollten wir uns aber bei jeder Entscheidung fragen, welche finanziellen Folgen sie für uns hat.“
„Wie wichtig Finanzbildung ist, sehen wir auch in der Forschung. Besondere Bedeutung hat die Teilzeitarbeit, weil sie zu Altersarmut führen kann. Darüber aufzuklären ist mir ein wichtiges Anliegen.“
„Verlassen Sie sich, was die finanzielle Absicherung angeht, nicht auf einen Partner. Verlieben Sie sich über beide Ohren, aber verlieren Sie nicht den Verstand.“
Geldheldinnen
Anna Rosenberger, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten, berichtete sehr persönlich von ihrer Mutter, die ihr Leben lang kein eigenes Geld zur Verfügung hatte – „und alle fanden es normal.“ Auch Frauenlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister wuchs in einem Elternhaus auf, wo der Umgang mit Geld problematisch war. „Mein Vater war ein Spieler und konnte nicht mit Geld umgehen. Deshalb war es für mich so wichtig, mein eigenes Geld zu haben.“ Und Christiane Feigl, Geschäftsführerin und Verlagsleiterin der „Welt der Frau“-Verlags GmbH betonte, dass in jeder Frau eine „Geldheldin“ stecke – und dass es nur die Gelegenheit brauche, diese auch herauslassen zu können. Dass das Thema Geld gar nicht staubtrocken sein muss, zeigte dieser Abend, der vom großartigen Duo Sitz stimmungsvoll musikalisch umrahmt wurde.
Der nächste Abend zum Thema „Reden wir über Geld!“ findet am 8. November 2022 in Tulln statt.