Jeder dritte Mensch leidet Schätzungen zufolge mindestens einmal im Leben an einer psychischen Störung. Hinter jedem und jeder Erkrankten stehen auch Angehörige. Von ihnen wird Unterstützung erwartet. Dabei bräuchten sie oft selbst Hilfe.
Wie kommuniziere ich richtig? Wie grenze ich mich ab und gehe mit eigenen Gefühlen um? Folgende Tipps helfen Angehörigen dabei, besser mit der belastenden Situation umzugehen:
1. Richtig kommunizieren: Akzeptanz zeigen & zuhören
Vermittle dem oder der Erkrankten, dass du seine oder ihre Sichtweise ernst nimmst und akzeptierst. Es ist nicht sinnvoll, den Erkrankten ihre Gedanken, Ängste oder Wahnvorstellungen auszureden. Ersuche dein Gegenüber aber auch, es möge deine Sichtweise hinnehmen.
Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten immer Ich-Botschaften gesendet und entspannte Phasen für ein Gespräch mit dem oder der Betroffenen genutzt werden, sagt Psychotherapeutin Christa Renoldner. Bei aggressiven Reaktionen beende das Gespräch und verlasse den Raum. Hole notfalls Hilfe! Neue Kommunikationsgewohnheiten einzuüben, sei nicht einfach. Lass dich sich nicht entmutigen. Aktives Zuhören bewirkt, dass sich das Gegenüber verstanden fühlt.
Ein Praxisbeispiel für richtige Kommunikation:
Mit einem psychisch kranken Menschen anhaltend zu diskutieren, macht für Vortragende und Mutter einer Tochter mit der Diagnose Schizophrenie Janine Berg-Peer keinen Sinn. Bei Vorwürfen oder Beleidigungen bricht Berg-Peer das Gespräch aber ab und sagt: „Ich finde es schade, dass du das so siehst. Ich nehme es anders wahr. Reden wir ein anderes Mal darüber.“
Damit werde vermieden, in die Aufregung des Betroffenen hineingezogen zu werden. „Beim Zuhören muss ich aber auch verstehen wollen, was der andere sagen will, ohne sofort auf das, was er fühlt, möchte und glaubt, zu reagieren“, sagt Berg-Peer. „Ich habe in den Jahren gelernt, meiner Tochter zuzuhören, und habe sehr viel erkannt – nämlich, was ihr guttut, was sie bei Wutanfällen fühlt und wie ich sie wirklich unterstützen kann.“
2. Negative Gedanken abfangen & hinterfragen
Wichtig laut Janine Berg-Peer: sich der eigenen auftauchenden Gefühle und Gedanken bewusst zu werden. Bei ängstlichen Gedanken helfe es, sich Fragen wie diese zu stellen:
Ist dieser Gedanke wahr?
Ist es wahr, dass meine Tochter zu Suizid neigt, nur weil ich neulich über den Suizid eines psychisch Kranken gelesen habe?
Stimmt es, dass sie obdachlos wird, nur weil ich sie nicht bei mir wohnen lasse?
Ist es sicher, dass das befürchtete Ereignis auch so schlimm sein wird, wie ich es mir vorstelle?
3. Grenzen setzen & Konflikte aushalten
Beginne, Grenzen zu setzen und rechnen Sie damit, dass es aufgrund dieser Verhaltensänderung anfangs zu Konflikten kommt. Halte durch! Fällt dir die Grenzziehung schwer, suche dir professionelle Hilfe. Respektiere aber auch die Grenzen des oder der Betroffenen.
Ein Praxisbeispiel für das Setzen von Grenzen:
Janine Berg-Peer hörte eines Tages auf, ihre Tochter zu den gemeinsamen Abendessen abzuholen. Sie wollte, dass sie selbstständig kam. Zuerst gab es Protest. „Dann komme ich eben gar nicht mehr“, wütete sie. Janine Berg-Peer fühlte sich zunächst schlecht. Doch ihre Tochter kam. Bis heute fährt sie selbstständig mit der U-Bahn.
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