Pflanzenterrarien sind ein Blickfang im Wohnraum. Richtig angelegt, müssen sie nicht einmal mehr gegossen werden. Stephanie Hauschild und Melanie Wagner erklären, wie die Bepflanzung gelingt.
Pflanzenterrarium: ein Garten im Glas
Sophia Lang: Wie funktionieren sogenannte Pflanzenterrarien?
Stephanie Hauschild: Die Idee ist alt, wird aber gerade neu entdeckt: Ein transparenter, gut verschließbarer Behälter wird mit Erde und Pflanzen befüllt und ans Licht gestellt. Die Pflanzen wachsen darin ohne Belüftung, Zugabe von Wasser und Dünger, denn im Behälter entsteht ein kleines Ökosystem. Die von den Pflanzen abgegebene Feuchtigkeit schlägt sich an den Wänden nieder und fließt in die Erde zurück. Die Pflanzen bilden tagsüber Sauerstoff und geben Kohlendioxid ab, das sie zum Teil nachts wieder aufnehmen. Es bildet sich ein sich selbst regulierendes Gleichgewicht. Derartige Glaskästen waren bereits im 19. Jahrhundert in Mode. Sie hießen „Wardsche Kästen“, benannt nach ihrem Erfinder Nathaniel Ward.
Für wen eignen sich Pflanzen im Glas?
Melanie Wagner: Sie sind ideal für Pflanzenfreunde, die bisher kein Glück mit feuchtigkeitsliebenden Pflanzen hatten, die in modernen, trockenen und warmen Wohnungen schlecht gedeihen. Sie sind auch gut für Menschen, die keinen Garten haben, oder niemanden, der ihnen bei Abwesenheit die Zimmerpflanzen gießt. Pflanzengläser können problemlos längere Zeit alleine gelassen werden, aber auch sie brauchen ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit.
Welche Arten von Pflanzen sind dafür geeignet?
Wagner: Pflanzen, die Trockenheit lieben, etwa Kakteen oder Sukkulenten, halten sich zwar auch unter Glas, brauchen den Schutz aber eigentlich nicht, weil sie auch frei stehend mit der trockenen Heizungsluft zurechtkommen. Blattpflanzen subtropischer und tropischer Gebiete wie der Bubikopf, Farn, Moose oder Sonnentau und Kannenpflanzen sind ideale Bewohner in Glasgärten.
Wie viel Pflege brauchen diese Gärten?
Hauschild: Einmal angelegt, müssen Pflanzen im „Wardschen Kasten“ eigentlich nicht mehr gegossen werden. Dennoch lohnt es sich, in der ersten Zeit zu schauen, ob sich genügend Wasser im Behälter befindet. Wirken die Pflanzen schlapp, wird etwas nachgegossen. Umgekehrt kann der Deckel, wenn der Behälter zu feucht ist, abgenommen werden, um überschüssiges Wasser verdunsten zu lassen. Wachsen die Pflanzen zu gut, gehört der Dschungel gelegentlich etwas gelichtet und zurückgeschnitten.
Welche Behälter eignen sich?
Hauschild: Zum Beispiel Schalen oder tiefe Teller, über die Glasglocken gestülpt werden können. Es eignen sich aber auch Vorratsbehälter aus Glas, die in Möbel- und Dekorationsgeschäften angeboten werden, oder kleine Glashäuschen, die den großen Gewächshäusern ähneln.
Was sind die häufigsten Anfängerfehler?
Wagner: Der Behälter muss gut schließen, sonst funktioniert das Ökosystem nicht. Das Gefäß sollte nicht in der prallen Sonne stehen, nicht zu klein sein und nur zu Pflegezwecken geöffnet werden. Die Pflanzen sollten nicht zu dicht beieinanderstehen, unter eine Glasglocke pflanzt man bestenfalls nur ein Gewächs.
Stephanie Hauschild (53) ist Kunsthistorikerin und freiberufliche Autorin, ihre Schwester Melanie Wagner (50) ist Floristikmeisterin. Die beiden sind begeistert von den verschnörkelten Glaskästen und -glocken, in denen man in der viktorianischen Epoche Farne, Orchideen und andere Pflanzen ansetzte. Ihr Wissen fassten Hauschild und Wagner in dem Buch „Grün unter Glas“ zusammen.
DIY: Pflanzen im Glas
Für die Bepflanzung werden folgende Materialien benötigt:
- Ein Gefäß mit Abdeckung (Glasglocken mit passendem Untersatz, die Ränder sollten gut abschließen, Vorrats- oder Einmachgläser)
- Eine Gießkanne mit Leitungswasser
- Ein Esslöffel
- Kies (gibt es in der Aquarienabteilung im Zoohandel)
- Aktivkohle (gibt es in der Aquarienabteilung im Zoohandel)
- Blumenerde
- Pflanzen
- Moos
- Weiteres Dekorationsmaterial (Steine, Zweige, Figuren)
Pflanzterrarium selber bauen – so geht’s:
- Füllen Sie eine dünne Schicht von nicht zu grobem Kies in die Pflanzschale. Dieser dient wie in Blumentöpfen die Tonscherben als Drainage. Mit einem Löffel geben Sie nun etwas Aktivkohle über den Kies, für kleinere Gefäße reicht ungefähr ein Löffel. Die Kohle darf nicht vergessen werden, sie schützt den Boden und die Pflanzen vor Schimmelbildung!
- Über das Kies-Kohle-Gemisch wird die Blumenerde geschichtet. Heben Sie mit dem Löffel oder mit den Händen kleine Pflanzlöcher dort aus, wo Sie Ihre Pflanzen einsetzen möchten. Bedenken Sie, dass die meisten Pflanzen nicht so klein bleiben wie zu Beginn. Unter den günstigen Bedingungen im Terrarium können sie rasch zu beachtlicher Größe heranwachsen und den Rahmen des Gefäßes sprengen. Vor dem Kauf sollten Sie prüfen, ob die Pflanze gesund ist. Wenn Sie keine „Minipflanzen“, wie es sie im Fachhandel gibt, finden, können Sie auch auf normalgroße Pflanzen im Topf zurückgreifen und den Wurzelballen vor der Bepflanzung teilen, indem Sie die Pflanze aus dem Topf nehmen und den Ballen vorsichtig auseinanderziehen. Abgestorbene Pflanzenteile sollten mit einer Schere entfernt werden. Schauen Sie auf die Wurzeln: Helle Wurzeln zeigen an, dass die Pflanze gesund ist. Sind die Wurzeln zu lang für das Gefäß, kürzen Sie diese mit einer scharfen Schere ein wenig.
- Setzen Sie die vorbereiteten Pflanzen in die ausgehobenen Löcher. Füllen Sie die Löcher mit etwas Erde auf und drücken Sie die Pflanzen vorsichtig an. Sind alle Gewächse eingepflanzt, kann die Erde mit dem Lappenmoos abgedeckt werden. Dazu das Moos auf die Erde legen und vorsichtig andrücken. Nun können die Schalen mit dekorativen Steinen, Holz oder anderen Objekten verschönert werden.
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