Ostern mal anders feiern – ein Selbstversuch

Ostern mal anders feiern – ein Selbstversuch
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  • Veröffentlicht: 24.03.2024
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Abseits von Feiertagsstress und Geschenken im Eiltempo: So feiern Sie ein achtsames Ostern und tun sich Gutes.

„Im Vorbeigehen lächle ich sie an – schließlich sind wir beide inkognito als Osterhasen unterwegs. Doch sie ist zu beschäftigt, um meine Geste zu bemerken.“

Ich stehe vor hunderten schillernd eingehüllten Schokohasen, jede Geschmacksrichtung bunt für Ostern verpackt: eine Vielfalt, die mich stresst. Gedanklich bin ich schon beim Zeitplan für das Osterwochenende. Nur wenige Meter entfernt versucht eine junge Mutter, von ihrem Sohn unbemerkt, eine Süßigkeit in den Einkaufskorb zu schmuggeln. Im Vorbeigehen lächle ich sie an – schließlich sind wir beide inkognito als Osterhasen unterwegs. Doch sie ist zu beschäftigt, um meine Geste zu bemerken.

Oftmals ist ein gewisses Maß an Organisationsfähigkeit und Stressresistenz an den Feiertagen gefragt: Dem Alltag wird durch die Vorbereitungen für Ostern ein weiteres To-do auferlegt, Verwandtenbesuche sollen koordiniert und Mehlspeisen vorbereitet werden. Dazwischen bleibt häufig wenig Zeit für Ruhe und Freude am Fest. Und auch mir ist die bedingungslose Vorfreude in der Schlange zur Supermarktkasse abhandengekommen. Wie kann ich mir die notwendige Achtsamkeit zurückholen, die es für den Festgenuss braucht?

„Ich bin umgeben von Neuanfängen, die sich entweder klammheimlich oder unterlegt von lautstarken Fanfaren in meinen Alltag schleichen: eine neue Wohnung, unverhoffte Freundschaften, ein spannender Job, erfüllte Träume und Änderungen auf familiärer und partnerschaftlicher Ebene. Dabei durfte ich oft neu anfangen und mich selbst dabei fragen, was ich von mir und dem Leben möchte.“

Die Bedeutung von Ostern in den Alltag integrieren

Als ChristInnen feiern wir die Auferstehung Jesu, die die Hoheit des Lebens über den Tod bedeutet. Ein Neuanfang, eine „neue Chance“, wenn man so will. Die österliche Botschaft kann ich dabei auf mein eigenes Leben umlegen. Ich bin umgeben von Neuanfängen, die sich entweder klammheimlich oder unterlegt von lautstarken Fanfaren in meinen Alltag schleichen: eine neue Wohnung, unverhoffte Freundschaften, ein spannender Job, erfüllte Träume und Änderungen auf familiärer und partnerschaftlicher Ebene. Dabei durfte ich oft neu anfangen und mich selbst dabei fragen, was ich von mir und dem Leben möchte.

Die Neuanfänge der letzten Jahre sind zahlreich. Als Listenliebhaberin entschließe ich mich dazu, sie völlig wertfrei niederzuschreiben. Nachdenken. Innehalten. Notieren. Die vollständige Sammlung aus kleinen und großen Ereignissen löst vor allem eines in mir aus: Dankbarkeit. Dafür, dass ich mutig und neugierig genug war, mich von diesen Lebensmäandern mitziehen zu lassen. Besonders jetzt, zu Ostern, sagt mir jeder dieser Einträge: Es geht weiter, da kommt noch was.

„Für die Osterfeiertage plane ich achtsame Aktivitäten wie einen Spaziergang in der Natur. Ich will mir anschauen, was der Frühling auf die Wiesen zaubert, und das Smartphone daheim lassen.“

Feiertage: Balance zwischen Entspannung und familiären Situationen

Vor den Feiertagen nehme ich mir gerne Achtsamkeit und Fokus auf das Wesentliche vor. Gelingt das immer? Leider nicht. Und das ist menschlich. Unachtsame Momente als solche anzunehmen und sich nicht darüber zu ärgern, gilt ebenfalls als Achtsamkeit.  Das wunderbar Einfache – und gleichzeitig Schwierigste – an ihr? Alles, was es braucht, ist ein Fokussieren auf den aktuellen Augenblick.

Also: Achtsamkeit vornehmen. So lange, bis es irgendwann klick macht, und sie in das alltägliche Leben integriert ist. Wenn sie dann auch noch den Stresssituationen in den Feiertagen standhält, perfekt! Für die Osterfeiertage plane ich achtsame Aktivitäten wie einen Spaziergang in der Natur. Ich will mir anschauen, was der Frühling auf die Wiesen zaubert, und das Smartphone daheim lassen. Den Moment nur mit den Augen festhalten, die flüchtige Schönheit genießen.

Vielleicht ergänze ich den Spaziergang um eine Achtsamkeitsübung. Den eigenen Atem zu zählen, beruhigt mich immer wieder, lenkt meinen Fokus aufs Wesentliche. Der eigene Körper münzt eine ruhige Atmung über den Vagusnerv in eine regulierte Herzfrequenz, entspannte Muskulatur und gesteigertes Wohlbefinden um. Das Resultat: Ruhe im Körper und im Kopf.

Auch mit dabei: Auszeiten, die den eigenen Energiehaushalt auffüllen. Gerade an Feiertagen oder bei Verwandtschaftsbesuchen können viele Emotionen mitschwingen. Manche davon beflügeln, andere kassieren ein paar Prozent unserer Energiereserve. Die innerliche Uhr habe ich schon gestellt. Sie meldet sich, bevor ich eine Pause benötige. Dann heißt es: kurz rausgehen, in den Bauch atmen, Anspannung loslassen.

„Ich schenke sehr gerne, doch meistens nehme ich mir nicht genug Zeit, um den Prozess zu genießen. Bei den Ostergeschenken mache ich deshalb einmal nicht auf Eiltempo. Lieblingstee kochen, entspannende Hintergrundmusik anschalten, vom Herzen kommende Botschaften auf eine Karte schreiben.“

Freude am Schenken entdecken

Das Schenken hat sich bereits häuslich auf der österlichen To-do-Liste eingenistet. Laut einer im Jahr 2022 durchgeführten Handelsverband-Umfrage schenken 53 Prozent der Befragten Schokolade und Süßigkeiten. Nur zwölf Prozent schenken Nichtmaterielles wie Ausflüge. Da muss ich an mich selbst denken: Natürlich freue ich mich über Schokolade, gemeinsame Aktivitäten sind mir aber noch lieber. Zusätzlich zu den gekauften Süßigkeiten überlege ich mir deshalb, wie ich gemeinsame Momente mitgeben kann. Vielleicht eine Einladung zum Kaffee? Eine Wanderung? Wichtig ist das Miteinander hinter den Ideen, das die Seele lange und nachhaltig nährt.

Ich schenke sehr gerne, doch meistens nehme ich mir nicht genug Zeit, um den Prozess zu genießen. Bei den Ostergeschenken mache ich deshalb einmal nicht auf Eiltempo. Lieblingstee kochen, entspannende Hintergrundmusik anschalten, vom Herzen kommende Botschaften auf eine Karte schreiben. Die Vorbereitungen, durch die ich mich häufig in 15 Minuten stresse, dauern so gerade mal 20. Dafür fühle ich mich entspannt und beflügelt. Der Akt des Schenkens macht gleich doppelt so viel Spaß, weil ich mir dabei etwas zurückgebe: Zeit und Muße.