In Wolkersdorf startete die Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Land NÖ, der kfb St. Pölten und „Welt der Frauen". Unter dem Titel „Mental Load - immer muss ich an alles denken!" drehte sich alles um die Last, für alles verantwortlich zu sein – von A wie Arzttermin bis Z wie Zahnpasta.
„Hilft Ihr Mann im Haushalt mit? Dann tragen Sie den Mental Load.“ Ein Zitat, das den Kern dessen trifft, was viele Frauen schwer belastet. Sie haben die Unterstützung des Partners, und doch ist manchmal alles zu viel. Warum fühlen sie sich überfordert? Warum haben sie das Gefühl, niemandem gerecht zu werden? „Ein Problem an Mental Load ist“, sagt Sabine Hilbert von der Abteilung Familien und Generationen des Landes NÖ, „dass Frauen ihre Leistung nicht sehen.“ Im Gespräch mit „Welt der Frauen“-Chefredakteurin Sabine Kronberger sagt sie, dass es an der Zeit sei, zu überdenken, wie die Familienarbeit aufgeteilt werden soll.
„Bei Mental Load geht es nicht nur um Care-Arbeit und Organisationsarbeit, sondern auch um die Gefühlsarbeit. “
Elisabeth Cinatl, Psychotherapeutin und Leiterin des Vereins und der Frauenberatungsstelle „wendepunkt“, beschreibt, was genau unter Mental Load zu verstehen ist. „Es geht nicht nur um die Care-Arbeit und die Organisationsarbeit“, sagt sie. „Sondern auch um die Gefühlsarbeit.“ Also darum, zu schauen, wie es den Familienmitgliedern geht, und sich auch darum zu kümmern. Von den mehr als 200 Frauen, die der Einladung an diesem Abend in den Kursaal Obersdorf in Wolkersdorf gefolgt sind, gab es durchwegs Zustimmung.
„Lernt, auf euch zu hören, zu achten und zu schauen: Wann wird es zu viel?“
Und auch die Forschung ist dem Thema Mental Load längst auf der Spur. Gerlinde Maurerer, Soziologin an der Universität Wien, hat in den letzten vier Jahren untersucht, wie es um die gerechte Aufteilung in Familien und Partnerschaften bestellt ist. Ihre Erkenntnis: „Es gibt Luft nach oben.“ Jedoch verortet sie schon positive Veränderungen, etwa, dass sich die Gefühlswelt der Männer mehr und mehr öffnet. Für Veränderung sei es auch höchste Zeit, denn Mental Load, so die Expertin, könne sich auf die Gesundheit schlagen.
„Wir sitzen alle im selben Boot.“
Damit das nicht passiert, appellierte Anna Rosenberger von der kfb St. Pölten: „Lernt, auf euch zu hören, zu achten und zu schauen: Wann wird es zu viel?“ Elisabeth Cinatl empfiehlt als Strategie gegen ein Zuviel an Mental Load „Mut zur Lücke“, sich auszutauschen, um Hilfe zu bitten und aufzuschreiben, was man alles geleistet hat, um das Ausmaß sichtbar zu machen. Genau das tat Katharina Straßer, die den Abend nicht nur mit ihrer Energie und Stimmgewalt bereicherte, sondern auch mit einer Liste all dessen, was sie im vergangenen Monat alles geschafft hatte – Osteressen für die Familie und Magen-Darm-Erkrankung inklusive. Sie erzählte auch davon, wie sie nach ihrer Trennung mit ihrem Mental Load als Alleinerziehende umging und wie wichtig die Hilfe ihres Umfeldes ist. Und auch, dass der Mental Load für jede Frau enorm ist – von der Bäuerin bis zum Popstar. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagt sie.
Es war ein Abend, an dem sehr viel gelacht, vieles ins Bewusstsein geholt und vor allem das Gefühl greifbar wurde, dass Mental Load ein Thema ist, das alle Frauen vereint. Als „Multiplikatorinnen, die das Thema nun nach außen tragen“, wurden alle Besucherinnen (und eine Handvoll Besucher) verabschiedet – inklusive Erinnerung, dass niemand perfekt sein muss.
„Fürsorglichkeit ist schwer zu vermitteln. Deshalb ist es wichtig, dass Männer Kinderbetreuung übernehmen.“
„Ein Problem des Mental Load ist, dass Frauen nicht sehen, was sie leisten.“
Neugierig geworden? Am 25. Juni 2024 geht die Veranstaltungsreihe weiter!
Dienstag, 25. Juni 2024 / 19–20.30 Uhr
BRUNO | Franz Weiss-Platz 7, 2345 Brunn am Gebirge