Verantwortlich von früh bis spät

Verantwortlich von früh bis spät
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  • Veröffentlicht: 12.11.2024
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In St. Leonhard am Forst ging die Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Immer muss ich an alles denken!“ in die nächste Runde.

Geld, Job, Partnerschaft, Eltern, Kinder, Haushalt: Es ist eine schier endlos lange Liste an Zuständigkeiten, die viele Frauen täglich bearbeiten. Dabei ist vor allem jener Teil der Arbeit am mühsamsten, der unsichtbar ist ganz oft unbewusst passiert. Mit dem Begriff „Mental Load“ bekam diese Last einen Namen. Und, als Kooperation von „Welt der Frauen“, dem Land Niederösterreich und der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten, sogar eine eigene Veranstaltungsreihe. Abende wie dieser, an denen viele Frauen zusammenkommen, die einiges gemeinsam haben, vor allem aber das: sie kennen das Gefühl, von früh bis spät für alles verantwortlich zu sein.

Für die Gastgeberin, Niederösterreichs Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, hat das Thema Mental Load vor allem deshalb eine so große Bedeutung, weil es vielen gar nicht bewusst ist: „Nicht denen, die leiden und nicht denen, die es verursachen“, sagt sie. Außerdem mache Mental Load Frauen buchstäblich krank – es könne, so die Landesrätin, sogar für Krankheiten wie Herzinfarkte ursächlich sein. Deshalb setzt sie als Politikerin einiges daran, Frauen zu entlasten, etwa mit dem Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen. „Das ist eine Entlastung für – meistens – die Frauen“, sagt sie.

„„Mental Load hält Frauen davon ab, Vollzeit arbeiten zu gehen. Es ist also auch ein Problem, das mit Geld in Zusammenhang steht.““
Christiane Teschl-Hofmeister, Landesrätin

Mit dem Blick der Wissenschaft schaut Soziologin Eva-Maria Schmidt vom Institut für Familienforschung der Uni Wien auf das Thema Mental Load. Sie berichtet, dass das Phänomen sehr schwer zu erforschen ist. „Ich kann keine Arbeit messen, die jederzeit und nebenbei passiert.“ Auch betont sie, dass Mental Load vor allem deshalb so belastend ist, weil es nicht „nur“ ums Managen geht, sondern bei Familienarbeit auch Emotionen mit im Spiel sind.

Elisabeth Cinatl erlebt als Psychotherapeutin und Leiterin der Frauenberatungsstelle „wendepunkt“ sozusagen „erste Reihe fußfrei“, was ein Zuviel an Mental Load für Frauen bedeutet und welche Anzeichen ernst zu nehmen seien. „Mir berichtete beispielsweise eine Klientin, dass ihr Leben nicht mehr bunt sei“.

„Schau auf dich, achte auf dich!“ ist ein Satz, den Anna Rosenberger von der Katholischen Frauenbewegung immer wieder sagt – zu sich und anderen. Solche „Checkpoints“ einzulegen, innezuhalten, ist für sie eines der wichtigsten Strategien gegen Mental Load. „Ich kenne keine Frau, die nicht betroffen ist“, sagt sie und erzählt von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit einer Vielfachbelastung aus Ehrenamt, Familie und Pflege von Angehörigen.

Für mitreißende Unterhaltung sorgte die griechisch-österreichische Entertainerin Caroline Athanasiadis, die nicht nur mit ihrem Bühnenprogramm für Leichtigkeit sorgte, sondern auch mit ihrem Buch: In „Heute hab ich nichts zu tun, außer…“ rechnet sie mit dem Perfektionismus ab und erklärt den „Im-Perfekt“ als Lebenseinstellung und Haltung gegen zu viel Mental Load.

Ein Abend, der bei gemütlichem Beisammensein, Häppchen und einem Glaserl Sturm seinen Ausklang fand und die hochverdiente „Me-Time“ so noch ein Stückchen verlängerte.

Im November geht die Veranstaltungsreihe weiter!

27.11.2024 18:30 – 20:00 Uhr
St. Pölten
HYPO Panoramasaal, Hypogasse 1, 3100 St. Pölten

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