Nicht alle mögen ihn. Manche hassen ihn. Viele fürchten ihn.
Rund um den Muttertag denke ich besonders an alle Frauen, denen das Muttertagstheater zu viel, zu anstrengend, zu schmerzlich ist. Jene, die sich zurückziehen, sich verstecken vor dem dazugehörigen Marketingwirbel und den Pralinenangeboten. Die, die Social Media an diesen Tagen nicht öffnen. Denn: Nicht jede Frau will die auf Facebook und Instagram geposteten Liebesbekundungen an die tollsten Mütter der Welt lesen.
Ich denke auch an alle Frauen, die mit ihren Müttern „nicht können“. Weil die Verbindungslinie nie gezogen wurde, weil etwas kaputt ging auf der Lebensreise, weil ein Streit oder dummes Missverständnis beide trennt. Weil Töchter verlassen oder enttäuscht wurden, weil ihnen Liebe fehlt(e) oder sie die Fürsorge einer Mutter nie spüren durften. Denn: Nicht jede Frau hat eine gute Beziehung zu der Frau, die sie geboren hat.
„Ich denke rund um diesen Tag mit all seinen roten Herzen, bunten Sträußen, liebevollen Gedichten und selbst gemalten Bildern speziell an alle Frauen, denen MUTTERTAG nicht leichtfällt.“
Ich denke an alle Frauen, deren Mütter – zu früh vielleicht – gestorben sind, jene Frauen, die gerne noch Fragen stellen, sich anlehnen wollen würden. Jene, die, statt ihren Müttern den sozial erwarteten Besuch abzustatten, traurig nach oben schauen und sie schmerzlich vermissen. Denn: Nicht jede Frau hat noch eine Mutter.
Ich denke aber besonders an alle Frauen, die gerne Mutter wären. Weil sie diesen großen Traum von einer Familie haben. Weil sie sich ohne Kind unvollständig fühlen. Vielleicht auch, weil die Gesellschaft ihnen einredet, es gehöre zur vollständigen Weiblichkeit, reproduktiv zu sein. Ich denke an jene, die krank sind oder aus anderen Gründen nicht gebären können. An die, die es versuchen und versuchen und bei denen es einfach nicht gelingen will. An die, die Angst haben, irgendwann im Alter allein zu sein, ohne Kinder. Denn: Nicht jede Frau hat das Privileg, Mutter zu werden.
Ich denke rund um diesen Tag mit all seinen roten Herzen, bunten Sträußen, liebevollen Gedichten und selbst gemalten Bildern deshalb speziell an alle Frauen, denen MUTTERTAG nicht leichtfällt. Die ihn als Last oder Bedrohung sehen und sich freuen, wenn er vorüber ist, während ich mich gleichzeitig auch mit allen freue, die ihn leidenschaftlich zelebrieren. Denn so ein Muttertag ist schließlich nur ein von uns definiertes Ereignis. Und egal, ob wir Mütter sind oder nicht, eine haben oder nicht, eine werden wollen oder nicht: Das bestimmt in keinster Weise unseren Wert als Frau. Wir alle sind vollständig, richtige Frauen ohne Abstriche. Jeden Tag.