„Monthly Cycle“

„Monthly Cycle“
Fotos: Wikimedia Commons, Instagram almazadic
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  • Veröffentlicht: 30.01.2023
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„Monthly Cycle“ oder: Warum wir Frauen uns bei ORF-Mann Peter Brunner bedanken müssen

Skirennläuferin Mikaela Shiffrin hat die natürlichste Frauensache der Welt thematisiert: Nach ihrem Sieg beim Riesentorlauf erwähnte sie gegenüber ORF-Journalistin Alina Zellhofer in aller Offenheit, dass sie gerade in einer ungünstigen Phase des Monatszyklus sei, also etwas müder als sonst. Was sie in englischer Sprache als „monthly cycle“, also monatlichen Zyklus, benannte, übersetzte ORF-Mann Peter Brunner als „monatliches Radfahren“ (Englisch: „cycling“) live im Fernsehen.

Sein Fehler wäre fast untergegangen, hätte die Ausnahmeskifahrerin nicht auf sozialen Medien mit einem Video reagiert, in dem sie zuerst beim Interview zu sehen ist und danach auf ihrem Ergometer beim Fahrtraining. Darunter hielt sie noch einmal fest: „Nur für den Fall, dass jemand verwirrt ist: Ich meinte meine Periode. Wir sprechen über meine Periode.“

Anstoß zur Debatte

Während Frauen und feministisch denkende Menschen die Offenheit der Skirennläuferin begeistert aufnahmen und das Video von Shiffrin viral ging (1,6 Millionen Aufrufe, über 91.800 Likes und über 1580 Kommentare), reagierte auch die österreichische Bundesministerin für Justiz, Alma Zadić, und postete ebenfalls ein für PolitikerInnen unkonventionelles Video, bei dem sie schwitzend auf dem Ergometer zu sehen ist und in englischer Sprache formuliert, dass auch sie einmal im Monat menstruiere: „And as almost all women also I am cycling once a month.“ („So wie fast alle Frauen fahre auch ich einmal im Monat Rad.“) Das ironische Spiel mit der englischen Sprache, das demonstrieren sollte, dass selbst eine Skirennläuferin oder eine Ministerin „nur“ Frauen seien, führte jedoch besonders am Kanal der Justizministerin zu verschiedenen Lagern und Kommentaren, die zeigen, dass Frauen in Österreich und der Welt noch immer nicht zugesprochen wird, über ihre Menstruation ohne Scham sprechen zu dürfen.

„Meine Periode geht nur mich etwas an“, „Mir gingen diese Mädels in der Schule schon auf die Nerven, wenn sie jedem auf die Nase banden, dass sie ihre Tage haben“ oder „Warum muss man über so etwas sprechen, ist das ein Zwang?“ kommentierten Frauen (!), während Männer mit „… ihr monatlicher Zyklus interessiert wirklich niemanden“ oder „Die Sorgen der Frau Ministerin möchte ich haben, dann wäre ich sorgenlos“ reagierten.

Sprechen wir darüber!

Man könnte diese Aussagen als altmodisch abtun, ignorieren oder aber als Bild dessen nehmen, was noch immer herrscht: die Annahme, dass die Menstruation einer Frau alleine ihre Sache sei und in keinem Fall etwas für öffentliche Gespräche. Ganz anders sehen das junge Frauenbewegungen, die sich seit einigen Jahren mit den Phasen der Regelblutung beschäftigen, sie im besten Fall medizinisch belegt nach ihren hormonellen Ausschüttungen benennen und laut kommunizieren, dass Frauen in Rhythmen Hochgefühle, Energielosigkeit, körperliche wie auch emotionale Berg- und Talfahrten erleben, ohne etwas dafür zu können. Es passiert. Der Hormone sei Dank. (Oder auch manchmal nicht.) Dieses Wissen lässt uns den Frauenkörper besser verstehen, vielleicht sogar besser annehmen in seinem Sein. Ja, es befreit uns sogar, zu wissen, dass wir etwa mit einer prämenstruellen depressiven Phase nicht alleine sind.

„Dass wir in diesen Tagen einmal mehr öffentlich über die menstruierende Frau sprechen, verdanken wir Mikaela Shiffrin.“

Ein großer Dank gebührt aber auch jenem Mann im ORF, der den Begriff „monthly cycle“ nicht kannte oder sich im besten Falle verhörte und damit ungewollt einem Thema Rampenlicht verschafft hat, das längst selbstverständlich sein sollte. Frauen menstruieren einmal im Monat. Mal länger. Mal kürzer. Oftmals mit Schmerzen. Zweitere werden sogar stetig mehr. Wollen wir ihnen etwa erklären, dass ihr Leiden nicht beim Namen genannt werden darf? Zu menstruieren ist nichts, was wir uns ausgesucht haben. Es ist notwendiges Übel oder wertvolles Geschenk, um Leben schenken zu können. Dazwischen nervt es manchmal, wird durch die Einnahme der Pille verschoben oder ausgesetzt. Es beeinflusst unser gesamtes Leben, jede Woche, jeden Monat, immer wieder. Da wird man doch mal endlich drüber reden dürfen!