„Ein Preis für uns Frauen in der Kirche“

„Ein Preis für uns Frauen in der Kirche“
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  • Veröffentlicht: 05.07.2024
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Für ihr herausragendes Engagement für Frauen wurde Lydia Lieskonig (69), ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Steiermark und ehrenamtliche stellvertretende Vorsitzende der kfbö, kürzlich mit dem Grazer Frauenpreis ausgezeichnet. Was sie in ihrem unermüdlichen Einsatz antreibt, verrät sie im Interview mit „Welt der Frauen“.

Frau Lieskonig, Sie wurden mit dem Grazer Frauenpreis 2024 ausgezeichnet. Wie haben Sie auf diese Ehrung reagiert?

Ich wusste, dass ich nominiert bin, weshalb ich die Jury des Frauenpreises, in der ich selber Mitglied bin, selbstverständlich verlassen habe. Nachdem ich aber von den vielen profunden Frauen, die ebenfalls nominiert waren, erfahren hatte, machte ich mir eigentlich keine Gedanken mehr darüber, dass ich gewinnen könnte. Als ich dann meinen Namen vernahm, ging mir das sehr unter die Haut. Besonders – das habe ich auch bei meiner kurzen Dankesrede betont – weil ich diesen Preis für alle anderen Frauen, die sich ehrenamtlich in der Kirche und in den Pfarren engagieren, demütig entgegengenommen habe. Denn es ist nicht nur mein Verdienst. Ja, ich habe ihn als Person erhalten, doch mir ist bewusst, dass das ein Preis für uns Frauen in der Kirche ist. Es ist schön, dass dieses ehrenamtliche Engagement der Frauen von der Stadt Graz wahrgenommen wird.

„Angesichts gewisser politischer Strömungen sind wir gefordert, den jungen Frauen zu sagen: Bitte seid achtsam!“

Sie selbst bezeichnen sich als „fromme Feministin“. Ihre Dankesrede haben Sie auch dafür genutzt, um darauf hinzuweisen, dass Frauen gegenwärtig wieder verstärkt in Rollenklischees gedrängt werden und es noch viel zu tun gäbe.

Das Dringlichste für mich ist, dass gerade junge Frauen sich bewusst werden müssen, dass das, was wir heute an Rechten besitzen – dass wir unsere Rollen verändern können und nicht mehr auf Stereotype fixiert sind –, nicht selbstverständlich ist. Gerade durch gewisse konservative Bewegungen, die grundsätzlich in Ordnung sind, gibt es immer wieder die Tendenz zur Rückkehr in die Familie. Ich kann mir auch vorstellen, dass es verlockend sein kann, sich mit Kind, Haus und Heim zurückzuziehen. Vor allem wegen des hohen Mental Loads und der Krisen in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart, durch die junge Frauen sehr gefordert sind. Trotzdem muss ihnen klar sein: Dafür, dass wir unser Leben als Frauen so leben können, wie wir es wollen, müssen wir etwas tun. Es bedarf einer gewissen Haltung. Denn diese Rechte gibt es noch nicht lange, und sie wurden erst durch das Engagement anderer Frauen, die besonders in den 70er-Jahren wesentliche Gesetzesänderungen bewirkten, möglich gemacht. Doch all das ist nicht in Stein gemeißelt. Angesichts gewisser politischer Strömungen sind wir gefordert, den jungen Frauen zu sagen: Bitte seid achtsam!

Sie selbst engagieren sich seit bereits 25 Jahren für Frauen. Wie kamen Sie damals zur Katholischen Frauenbewegung?

Das war reiner Zufall. Ich wohnte 18 Jahre am Land in der Nähe von Graz. Eine Nachbarin hat mich damals im Advent zu einer kfb-Veranstaltung mitgenommen. Dort erkannte ich, was diese tollen Frauen für die Pfarre leisten. Nach zwei Jahren wurde ich schließlich gefragt, ob ich die Gruppe übernehmen wolle. Damals kannte ich keine der Frauen, heute sind wir seit 25 Jahren zusammen. Wir haben die kfb damals auf den Kopf gestellt. Wir haben uns als autarke Gruppe einfach das Recht genommen und haben alles Mögliche gemacht, zum Beispiel auch Modeschauen. Das war großartig. Auch unseren Pfarrer haben wir auf dieser Reise einfach mitgenommen. (lacht)

„Die Kirche ist eine tolle Plattform für Frauen, man muss sie nur erobern.“

Was treibt Sie bis heute an, sich immer weiter zu engagieren?  

Was mich bis heute immer wieder motiviert, ist die Entfaltung der Talente von Frauen, wenn man ihnen nur einen kleinen Anstoß gibt und sagt: „Du kannst das.“ Und dass es diese Vielfalt von Frauen – natürlich auch von Männern – gibt, diese Ermutigung, diese Selbstermächtigung, etwas zu tun. Gerade in der Kirche. Die Kirche ist eine tolle Plattform für Frauen, man muss sie nur erobern. Man braucht natürlich eine gute Gesprächsbasis mit den Geistlichen. Das ist nicht immer einfach. Aber ein Geheimnis, das ich im Laufe meiner vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten gelernt habe und das dabei hilft, ist die Begegnung auf Augenhöhe.