Kann Licht Depressionen beeinflussen?

Kann Licht Depressionen beeinflussen?
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  • Veröffentlicht: 22.03.2024
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Schlechtes Wetter, schlechte Stimmung: Zu wenig Tageslicht beeinflusst Motivation und Kognition. Vier Fragen an Gesundheitspsychologin Nina Dalkner zum Thema.

Warum macht uns Sonne glücklich?

Nina Dalkner: Sobald Sonnenstrahlen auf unsere Haut treffen, laufen in unserem Körper biochemische Prozesse ab, die physiologische und psychische Auswirkungen haben. So wird etwa die Produktion des Neurotransmitters und sogenannten Glückshormons Serotonin, das stimmungsaufhellend und antriebssteigernd ist, angekurbelt und das Schlafhormon Melatonin gehemmt.

Inwieweit beeinflusst Licht die Stimmung?

Nina Dalkner: Tageslicht ist einer der wichtigsten externen Zeitgeber zur Regulation der molekularen 24-Stunden- Uhr. Diese „innere Uhr“ synchronisiert sich mithilfe von Umweltbedingungen – an erster Stelle dem Licht – alle 24 Stunden. Gerät sie aus dem Takt, etwa durch eine Änderung der Lichtbedingungen, kann dies Auswirkungen auf den Neurotransmitterhaushalt haben und so zu Beeinträchtigungen von Stimmung, Motivation und Kognition führen.

„Die saisonal bedingte Depression ist heute eine anerkannte Erkrankung.“

Gibt es tatsächlich eine Winterdepression?

Nina Dalkner: Der Zusammenhang zwischen Licht und Stimmung wurde schon in der Antike beschrieben, die saisonal bedingte Depression ist heute eine anerkannte Erkrankung. Wir vermuten, dass unter anderem die veränderten Lichtbedingungen das Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn stören.

„Es hat sich gezeigt, dass Menschen auch während der Sommermonate Anzeichen einer klassischen Depression zeigen können, etwa Antriebs- und Freudlosigkeit sowie Schlafstörungen.“

Können auch im Sommer Depressionen entstehen?

Nina Dalkner: Es hat sich gezeigt, dass Menschen auch während der Sommermonate Anzeichen einer klassischen Depression zeigen können, etwa Antriebs- und Freudlosigkeit sowie Schlafstörungen. Hier vermuten wir ebenfalls eine Störung des Biorhythmus, ausgelöst durch veränderte Lichtverhältnisse. Die sogenannte „Sommerdepression“ tritt aber weitaus seltener auf als die Herbst- oder Winterdepression.

Foto: David Schellander

Nina Dalkner ist Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Scientific Director an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Medizinischen Universität Graz.

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