Es ist keine Raketenwissenschaft

Es ist keine Raketenwissenschaft
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  • Veröffentlicht: 07.06.2022
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Mit dem Buch „Geld ist Damensache. Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit von Frauen" möchte Marietta Babos Frauen dabei unterstützen, von Sparerinnen zu Investorinnen zu werden.

Ökonomin Marietta Babos hat nicht nur eine beeindruckende Karriere im Finanzbereich, sondern eine Mission: Sie möchte Frauen dabei unterstützen, von Sparerinnen zu Investorinnen zu werden.

Welt der Frauen: Zu sagen: „ich will einen Porsche haben“ ist vermutlich kein vernünftiges finanzielles Ziel. Wie sieht ein machbares, vernünftiges Ziel denn aus?

Marietta Babos: Es ist tatsächlich eine Frage, mit der sich viele überfordert fühlen. Im Grunde gibt es drei Schritte, die wir gehen. Im ersten Schritt schauen wir uns das Hier und Jetzt an, mit unserer „Notreserve“. Damit beginnen wir und ich empfehle, bis diese nicht gesichert ist, keine weitere Investition. Die Notreserve soll uns ermöglichen, drei bis sechs Monate finanziell zu stemmen, egal, was passiert – Kurzarbeit, Pandemie, Kühlschrank kaputt. Gehen wir davon aus, dass pro Monat rund 2000 Euro zum Leben gebraucht werden, sollten also zwischen 6000 und 12000 Euro auf dem Konto sein. Ich weiß, durch die Inflation zurzeit ist das schmerzhaft, da das Geld auf der Bank immer weniger Wert wird.

Das heißt: bevor ich diese Summe nicht angespart habe, brauche ich über weitere Investitionen gar nicht nachzudenken?

Ja, so empfehle ich es. Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wie viel wir für unsere Pension tun müssen. Es ist vielen nicht bekannt, dass man nicht nur den aktuellen Pensionsbescheid bekommt, sondern auch eine Hochrechnung machen kann. Unter www.neuespensionskonto.at loggt man sich dazu mit der Handy-Signatur oder dem Finanzonline-Zugang ein und sieht, wie viel man tatsächlich (maximal!) vom Staat bekommen wird. Es gibt auch die Möglichkeit, das Ganze anonym zu berechnen, auf www.pensionskontorechner.at. Was man sieht ist: wenn ich so weitermache, dann werde ich, vorausgesetzt, ich arbeite nie in Teilzeit oder habe Ausfallzeiten, mit 65 Jahren sagen wir 1.500 Euro Pension bekommen.

Das wird viele überraschen, nehme ich an.

Viele fallen fast vom Hocker, wenn sie das erste Mal diese Zahl sehen, weil sie mit viel mehr rechnen. Ein Platz in einem Altersheim kostet ja etwa 2500 Euro. Es klafft also um rund einen Tausender pro Monat auseinander. Ein Ziel kann also sein, dass man diese Lücke durch Investments schließt. Dazu haben wir einen „Zukunftsrechner“ gebastelt, auf dem man genau berechnen kann, wieviel Geld man in Fonds investieren müsste, um zusätzlich eine Altersabsicherung zu haben. Würde man das Geld nur auf einem Konto ansparen, würde die Inflation einen Großteil davon schlucken. Deshalb ist es so wichtig, nicht „nur“ zu sparen, sondern zu investieren.

Wir haben also die Notreserve, die Zukunftsreserve – und was ist mit Träumen wie einen Porsche, oder einer eigenen Immobilie?

Ich empfehle jedem, wenn es irgendwie möglich ist, eine Immobilie im Portfolio zu haben. die FMA (Finanzmarktaufsicht) schreibt vor, dass mindestens 20 % der Kreditsumme in Eigenmitteln vorhanden sein und die Kreditrate nicht mehr als 30 % des Gesamteinkommens betragen sollte. Will man also den Wunsch von einer eigenen Immobilie realisieren, kann man das zurückrechnen und sagen: wenn ich in zehn Jahren eine Wohnung haben möchte, wieviel muss ich dann investieren, um auf die nötige Summe zu kommen? Das ist eine Möglichkeit, ein Ziel zu berechnen.

Wann wäre ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen?

In den „goldenen Jahren“, bevor Kinder da sind und Kredite zu bedienen sind, ist es ideal, zu sparen – und zu investieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen sparen können, sie leben sparsam und achten auf ihr Geld. Wichtig wäre aber, dass wir uns von Sparerinnen zu Investorinnen entwickeln – eben, weil die Inflation zurzeit sehr hoch ist und 10.000 Euro auf dem Sparbuch nächstes Jahr nur noch 9.300 Euro wert sein werden. Wir sollten also diesen Schritt wagen. Möglichkeiten gibt es viele, auch für Frauen, die in Geldsachen sehr konservativ agieren, es ist für jede etwas dabei. Und natürlich nicht nur für Frauen in ihren Zwanzigern. ich habe sehr viele Kundinnen, die zwischen fünfzig und siebzig sind, gerade ihre Abfertigung alt ausgezahlt bekommen oder geerbt haben und nun etwas mit diesem Geld machen wollen. Mir ist wichtig, dass Geld und Investment für Frauen ein Thema wird und ihnen die Zusammenhänge klar werden – die gar nicht so komplex sind, wie sie scheinen. Es ist keine Raketenwissenschaft!

Marietta Babos: Als ihre – in Ungarn lebende – Mutter mit nur 303 Euro Pension dastand, war das für Marietta Babos ein Weckruf. Seither ist sie unermüdlich im Einsatz, Frauen dafür zu begeistern, ihre finanzielle Unabhängigkeit und Vorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Sie hielt Vorträge, beriet andere Frauen, gründete schließlich ihre unabhängige Beratungs- und Bildungsplattform „Damensache“ und schrieb ein gleichnamiges Buch, das über ihre Website zu bestellen ist.

Buchtipp

 

Marietta Babos:
Geld ist Damensache
Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit von Frauen