Miteinander „durch die Hölle“

Miteinander „durch die Hölle“
Foto: Christoph Unterkofler
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  • Veröffentlicht: 23.10.2023
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„Miteinander unterwegs. Herzoffen. Wohlwollend. Neugierig.“ Mit diesem Impuls machte sich die 33-köpfige Pilgerinnengruppe im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel auf den Weg.

„Das Besondere am Pilgern ist die Verbindung, auch wenn man sich zum ersten Mal sieht. Man hat einen gemeinsamen Weg und ein gemeinsames Ziel.“ Mit diesen Worten brachte Wegbegleiterin Roselinde Strommer, ehrenamtliche Vorsitzende der kfb der Diözese Eisenstadt, den Pilgergedanken gleich zu Beginn auf den Punkt. Und dieses Miteinander war bei jedem der folgenden knapp 17.000 Schritte spürbar, auch wenn es „durch die Hölle“ ging. Das klingt zugegebenermaßen viel dramatischer, als es ist. Dass der Weg von Illmitz nach Podersdorf einen derart außergewöhnlichen Namen trägt, hat nämlich mit dem Illmitzer Ortsteil Hölle zu tun, der ein recht heißes Fleckchen Erde ist – und zwar so heiß, dass, wie Roselinde Strommer erklärt, die Menschen hier früher kaum barfuß gehen konnten. 

Foto: Christoph Unterkofler

Schweigend vom Außen ins Innere

An diesem Tag sollte sich die Landschaft zunächst aber im Nebel verstecken, was der besonderen Stimmung aber eher zuträglich als abträglich war. Mit Impulsen, Liedern und Gebeten wurde immer wieder Halt gemacht, das „Sich-auf-den-Weg-Machen“ in Gesprächen ins Bewusstsein geholt. Die zum Start erwähnte Verbindung wurde spürbar: Im Gehen, in den gleichmäßigen Schritten der Gruppe, für mich persönlich aber vor allem im gemeinsamen Schweigen – auf jenem Stück des Weges, das in Stille gegangen wurde. Zeit, in sich zu gehen. Zeit, die Gedanken zu sortieren. Zeit, für die Schöpfung dankbar zu sein. „Unsere Aufmerksamkeit verlagert sich vom Außen ins Innere. Schweigen ist Nach-innen-Hören. Wenn ich ruhig werde, kann es sein, dass es in meinem Inneren laut wird.“ Der Impuls aus dem Pilgerheft verfehlte seine Wirkung nicht. Vorbei an Schilf und Weinreben setzten wir unsere Schritte durch den Nationalpark – begleitet lediglich von ein paar Enten in einiger Entfernung und den Glocken der RadfahrerInnen.

Im Miteinander bleiben

Mit dem Ende des Schweigens lichtete sich auch der Nebel. Und die Hölle sorgte mit ihrer unvergleichlichen Landschaft für eine Pilgerwanderung für alle Sinne – vielmehr Paradies als Hölle, dachte ich mir, während wir, begleitet von anregenden Gesprächen, unserem Ziel entgegenwanderten. Nach etwas mehr als zehn Kilometern erreichten wir schließlich unser Ziel, um gemeinsam anzukommen und zusammen auf den Tag und den Weg zurückzublicken. „Pilgern führt in den Alltag zurück, aber gewandelt, mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen“, hieß es unter anderem zum Abschluss. Und ein Satz von Roselinde Strommer sollte mir besonders im Gedächtnis bleiben: „Beim Pilgern kann man sich auch etwas voneinander abschauen, denn jeder und jede hat einen anderen Zugang zum Glauben und zu Gott.“ Dass man trotz dieser unterschiedlichen Zugänge im Miteinander bleibt, ist ein Ansatz, der einfach guttut – nicht nur beim Pilgern …

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