Das Bildungshaus Schloss Puchberg öffnet zu Weihnachten, damit Menschen die Feiertage nicht alleine verbringen müssen.
Elfriede Feichtner hat keine Kinder und keinen Mann. Das stimmt sie nicht traurig, sie hat sich selbst dafür entschieden, sie ist gerne für sich. Aber das Weihnachtsfest verbringt sie lieber unter Menschen, deshalb fährt sie seit 15 Jahren ins Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels in Oberösterreich, wo alleinstehende Menschen die Feiertage verbringen können. „Meine Mutter ist früh gestorben, deshalb habe ich Heiligabend immer zusammen mit meinem Vater gefeiert. Nachdem auch er gestorben war, nutzte ich erstmals das Angebot im Bildungshaus, seitdem komme ich immer wieder“, sagt Feichtner. Wenn sie jetzt nach Puchberg fährt, fühlt es sich für sie an, als würde sie zu Verwandten fahren. „Es ist ein ehrliches und christliches Weihnachtsfest, wie ich es aus meinem Elternhaus kenne, keine große Party, kein Halligalli und Tamtam. Das mag ich“, sagt sie. Eine ihrer Freundinnen reist für die Feier sogar extra aus Südtirol an. Jeder Mensch sei hier willkommen, egal, welcher Religion er angehöre. Es sind überwiegend ältere alleinstehende Menschen, die teilnehmen, aber Elfriede Feichtner beobachtet, dass in den letzten Jahren zunehmend Jüngere dazukommen. „Einmal war ein Paar dabei, nicht älter als 40 Jahre“, sagt sie. Die Gründe, die Weihnachtsfeiertage in Puchberg zu verbringen, sind unterschiedlich. „Viele der Gäste haben keine Familie mehr, oder die Familie wohnt zu weit weg.“
„Stille Nacht“ in Gesellschaft
Wer möchte, kann im Bildungshaus übernachten, am 23.Dezember ist Anreisetag, bis zum Stefanitag am 26.Dezember können die Gäste bleiben. „Es gibt Teilnehmer, die tauchen nur Heiligabend auf und sind dann wieder weg. Aber auch das ist in Ordnung“, so Feichtner. Bis zu 60 Menschen kommen verteilt über die Weihnachtstage ins Haus Puchberg. Im letzten Jahr konnte das Fest wegen der Maßnahmen gegen die Coronapandemie nicht stattfinden. „Ich hoffe, das ist heuer anders“, sagt Feichtner. Das Bildungshaus hat die Feier geplant, vorbehaltlich aktueller Änderungen, falls die Vorschriften sich ändern. Für gewöhnlich beginnen in Puchberg ab dem Vormittag des 24. Dezember die Vorbereitungen für das Fest. Nach einem gemeinsamen Frühstück wird der Christbaum geschmückt. „Alle Tätigkeiten sind freiwillig, ohne Druck, wer etwas beitragen möchte, kann das tun, man darf die Zeit auch für sich nutzen“, sagt Elfriede Feichtner. Um 16 Uhr gibt es eine Andacht in der Kapelle, am Abend wird gemeinsam im festlich geschmückten Saal gegessen. Danach beginnt die eigentliche Feier. „Wir singen zusammen, Geschenke werden verteilt und ausgepackt. Danach beginnt die Christmette“, erzählt Feichtner. Die restlichen Tage klingen gemütlich aus, mit gemeinsamen Spaziergängen, Kartenspielen, Basteleinheiten und Gesprächen. Viele Jahre fanden sich unter den TeilnehmerInnen auch ehrenamtliche Helferinnen, die die BesucherInnen betreuten, Geschenke einkauften und verpackten. Ingeborg Lang war eine von ihnen. „Heute wird das vom Personal des Bildungshauses erledigt, früher habe ich das zusammen mit drei anderen Mädels gemacht“, sagt Lang. Jedes Jahr reiste sie aus St. Valentin an. An die Weihnachtszeit im Bildungshaus erinnert sie sich gerne. „Weihnachten in Puchberg ist ein Traum. Es gibt keine Hektik, dafür aber die Verbundenheit wie in einer Großfamilie.“ Ingeborg Lang erinnert sich an ihr erstes Mal in Puchberg, als eine Teilnehmerin bei ihrem Spaziergang in den Schlossteich fiel. „Der Gärtner hörte zum Glück ihr Geschrei. Sie war komplett durchnässt und musste sich im Bett erholen. Wir haben uns um sie gekümmert, ihr warme Socken angezogen und sie gepflegt“, sagt Lang.
Der schwarz gekleidete Mann
Eines der Weihnachtsfeste in Puchberg veränderte sogar Ingeborg Langs Leben. Sie lernte einen Mann kennen, einen Theologen. Er war schwarz gekleidet, dunkler Anzug, dunkles Gilet. Zuerst dachte Lang, er sei Pfarrer. Doch als er im Jahr darauf mit seiner Tochter kam, wusste sie, dass er kein Priester war. Heute lebt sie mit ihm zusammen im Burgenland. Nach Puchberg können die beiden heute nicht mehr reisen. „Dazu bräuchten wir einen Chauffeur. Aber wir würden es jederzeit wieder tun“, sagt Lang. Auch Elfriede Feichtner möchte, solange es geht, Weihnachten in Puchberg verbringen. Die Gemütlichkeit, die innerhalb der Schlossmauern herrscht, würde sie sogar jederzeit einem Urlaub im Fünfsternehotel vorziehen.
Kursbeitrag „Weihnachten in Puchberg“: 50 Euro