Sabine Kuegler wächst in ihrer Kindheit und Jugend als Tochter deutscher SprachwissenschaftlerInnen und MissionarInnen beim indigenen Stamm der Fayu in Westpapua auf. Als Erwachsene kehrt sie an den Ort ihrer Kindheit zurück – auf der Suche nach Heilung für ihre schwere Krankheit.
Die Autorin, die 1972 in Patan/Nepal zur Welt kam, lernte die Größe und Weite der Erde an der Seite ihrer Eltern kennen.
„Ich lebte einst in einer farbenfrohen und magischen Welt. Es gab kein Gestern oder Morgen, nur eine nie endende Gegenwart. Mein Geist war frei wie die Vögel, die durch den tiefblauen Himmel flogen.“
Als die Eltern mit der damals 4-Jährigen zurück nach Deutschland ziehen, erlebt die Kleine eine Form des Kulturschocks: Warum streiten Kinder im Kindergarten um die Spielsachen? Warum ist der errungene Sitzplatz wichtig? Zwei Jahre später folgt die nächste Station der Familie: Westpapua. Dort wird sie die nächsten Jahre verbringen.
„Ich nahm alles mit großer Begeisterung auf: die neuen Geräusche, Gerüche, die Vegetation und die Menschen.“
Die Autorin des Weltbestsellers „Dschungelkind“ wächst unbeschwert und behütet auf. Die Eltern leben den Kindern Toleranz vor. Nur einmal eskaliert der Vater und verlangt von den Ansässigen, ihre mehr oder weniger blutigen und brutalen Auseinandersetzungen nicht mehr vor seinem Daheim auszutragen, und zieht einen Ring des Friedens.
Kuegler erzählt von den Fayu, ihrer Verbundenheit mit der Natur und ihrem enormen Wissen. Ein Umstand, der unter anderem dazu führt, dass sie wie selbstverständlich davon ausgehen, dass alle Menschen erkennen, wenn sie in einem Krokodilsfluss schwimmen: „Sie waren nicht in der Lage, sich in die Perspektive von Menschen zu versetzen, die mit Krokodilen im Wasser nicht vertraut waren.“ (S. 292)
Als häufiger Gast in Talk-Shows erzählt die Autorin auch davon, wie wenig ihr in Europa „erklärt“ wird, weil man davon ausgeht, dass sie Alltägliches automatisch wisse. Sie legt einen ehrlichen Bericht ihrer Heilung vor, ihres Abschieds von ihren Kindern, die sie über fünf Jahre nicht gesehen hatte, und skizziert ihren Heilungsprozess: Sie will leben und ist auf dem Weg, ihre Dazugehörigkeit bzw. Nichtdazugehörigkeit anzunehmen. Dabei hat ihr ihre schwere Erkrankung die Augen geöffnet.
„Im Urwald wusste ich bald, wo die Krokodile sind, und ich konnte sie meiden. Hier bin ich auf einem sehr guten Weg, nicht mehr da zu schwimmen, wo die Krokodile sind.“
Was Sie versäumen, wenn Sie diese Autobiografie nicht lesen:
Einfühlsamkeit in andere Kulturen, respektvolle Annäherung, Frage nach Identität, Vermittlung zwischen Kulturen, akribische Recherche und Beschreibung der Rückkehr in den Dschungel der Insel Neuguinea, die die Autorin als Kind bereits kannte.
Sabine Kuegler:
1972 in Patan/Nepal geboren, kam mit fünf Jahren mit ihren Eltern, die als SprachwissenschaftlerInnen forschten und zudem als MissionarInnen arbeiteten, in den Dschungel von Westpapua/Indonesien, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte und mit dem indigenen Stamm der Fayu lebte. Ihr Buch „Dschungelkind“ wurde ein Bestseller. 2012 kehrte sie in den Dschungel zurück, den sie mit 17 Richtung Schweiz verlassen hatte. Aktuell ist sie Unternehmerin und engagiert sich gegen sozio-kulturelle Missstände.
Christina Repolust
Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
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