Buchempfehlung: „Kuckuckskinder“

Buchempfehlung: „Kuckuckskinder“
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  • Veröffentlicht: 08.02.2023
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Wer sich entspannen, dabei gut unterhalten und ein wenig gruseln will, wird in diesem Kriminalroman fündig.

Lebenslanger Hass

Erica Falck wird als Gast eines Festes in eine bizarre Familiengeschichte hineingezogen: Warum ist der jüngste Sohn der renommierten Künstlerfamilie so bitter und auch so betrunken? Dann findet man noch dazu den Starfotografen Rolf ermordet in seiner Galerie, er war an Krebs erkrankt und plante mit seiner letzten Ausstellung, die Wahrheit ans Licht zu zerren. Viele Fragen um Schuld tauchen auf, weitere Morde geschehen.

Wer sich entspannen, dabei gut unterhalten und ein wenig gruseln will, findet in diesem Roman geeignete Passagen. Da trifft sich Reich und auch Schön zum Dinner, da erhält ein Schriftsteller „den“ Anruf des Nobelpreiskomitees, muss aber natürlich über diese Information schweigen. Da ist die Ehefrau aus gutem Hause, die den nun gepriesenen Autor stets gefördert und unterstützt hat und nicht davor zurückzuschrecken scheint, Feinde zum Schweigen zu bringen. Aber alle sind immer dezent gekleidet, benehmen sich ausgezeichnet und wollen eines nicht: auffallen.

Parallel zur Gegenwart baut Läckberg gekonnt Rückblicke ins Jahr 1980 auf: Diese handeln von einem kleinen Kind, dem Mädchen Pytte, das mit „Lola“, einem Mann, der sich abends in eine wunderschöne Frau verwandelt und nicht wenige Männer zu verführen versteht, lebt und sich hier geborgen und geliebt weiß.

„Ab 1980 wurden auch in Stockholm die Eingriffe vorgenommen, die den Übergang vom männlichen zum weiblichen Körper unterstützen. Vorher musste man entweder nach Kopenhagen oder nach Casablanca fahren.“
Seite 284

Aus Liebe zu dem anvertrauten kleinen Mädchen akzeptiert Lola ihren Männerkörper und wartet darauf, die Therapie wieder aufnehmen zu können, sobald die kleine Pytte erwachsen wird. Lola schreibt sich ihre inneren Kämpfe von der Seele und füllt damit unzählige blaue Notizbücher.

Als die Ermittlungen der Gegenwart zu einer feinen, kleinen Gruppe von Kunstschaffenden führen, tun sich Abgründe auf, die dabei helfen, so manche Handlung zu verstehen: Der Hass wird erklärbar, die Rache der Mehrfachmörderin (Oder ist es doch ein Mörder?) so nachvollziehbar, dass man über die eigene Verführbarkeit zur Lynchjustiz nachdenken muss. Und klar, die Polizei ist nicht so schnell wie die ermittelnde Autorin Erica Falck, die ihrem Ehemann und Kommissar immer weit mehr als eine Nasenlänge voraus ist.

Was Sie versäumen, wenn Sie diesen Krimi nicht lesen:

fein gesponnene Intrigen, Lügennetze, eine coole Ermittlerin mit eigenen Sorgen, bizarre Charaktere, gut versteckten Hass, Anspielungen auf die Abgründe rund um den Literaturnobelpreis, Auseinandersetzung mit geistigem Eigentum, Narzissmus und lebenslangem Hass.

Camilla Läckberg:

zählt zu Schwedens bekanntesten Krimi-AutorInnen; sie ist in Fjallbacka, einem kleinen Hafenort an der Westküste Schwedens geboren, hier siedelt sie auch ihre Kriminalfälle an, die in über 30 Ländern in diversen Übersetzungen erschienen sind.

Camilla Läckberg
Kuckuckskinder. Erica Falck ermittelt. Kriminalroman.
Aus dem Schwedischen von Katrin Frey.
Berlin: List 2022.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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