Buchempfehlung: „Ich bin …“

Buchempfehlung: „Ich bin ...“
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  • Veröffentlicht: 19.02.2024
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Der famose Künstler Willy Puchner greift zur Feder und schon ist man mit ihm weit weg von jeder Schwarz-Weiß-Malerei: Es wird bunt, innen und außen, oben und unten.

Es ist ja wirklich so, dass man manchmal groß und manchmal klein ist, dass man weich wie eine Pflaume und ganz stark wie ein Bär sein kann – nicht gleichzeitig, aber doch schnell hintereinander.

Darf ich, damit Sie, liebe LeserInnen, das auch gleich ganzheitlich begreifen, Sie mit dem Arbeitstier bekanntmachen?

„Ich bin das Arbeitstier. Sobald das Gerät eingeschaltet ist, erscheine ich am Bildschirm. Ich würde so gern einmal nach draußen fliegen, doch ich muss hier sein. Manchmal vergessen die Menschen, den Computer abzuschalten. Dann arbeite ich die ganze Nacht.“

Und schon hat man verstanden, worum es im Buch beziehungsweise in den einzelnen Tierporträts geht: Tiere und Kinder können vielerlei sein, Erwachsene ebenso. Dieses stille, feinsinnige, fantasiereiche Bilderbuch des Illustrators, Fotografen und Dichters Willy Puchner legt noch einige Facetten des „Ichs“ dazu. Oder kannten Sie zuvor den Schlafnutz? Oder wussten Sie, dass die Freundin des Löwenzahns Mizzi Müller heißt und der Fischfisch allen Gerüchten aus der Fischbubble zum Trotz nicht verrückt ist? Die Vielfalt der Gefühle, der Zwiespalt zwischen einem Hier und einem Dort, einem Innen und einem Außen macht Lust darauf, das Schwarz-Weiß-Denken nur in der Dunkelkammer zu zelebrieren und sich auf das Chaos der Vielfalt mit ganzem Herzen einzulassen. Apropos Herz: Das spricht Willy Puchner in Wort und Bild an, beispielsweise bei der Charakterisierung von Frosch Arthur, der ebenso abenteuerlustig wie aalglatt und ab und zu auch ängstlich ist. 

„Ich bin der Angsthase. Ich habe nur wenig Mut. Ich würde gerne diese Straße überqueren, aber ich habe Angst, dass ein Auto kommt. Also warte ich, bis das starke Herzklopfen verschwindet.“

Das Layout dieses Bilderbuchs für Erwachsene wie Kinder ist großzügig, lässt die BetrachterInnen Frei-Räume, Traum-Wege und Innen-Sichten erleben. Der Text weckt Interesse, selber von diesem Ich zu erzählen, das so vielfältig sein kann und will. Besonders schön ist es, dass auf den letzten beiden Buchseiten noch einmal alle „Ichs“ präsentiert werden, vielleicht kommt von den Betrachtenden ein weiteres dazu.

Was Sie versäumen, wenn Sie sich diesen Porträts nicht widmen:

Trost, Freude, Kennenlernen vieler neuer Wörter/Bezeichnungen und Tiere und überhaupt ganz viele Facetten von Eigenschaften wie stark über mittelstark bis unterstark – na ja, das ist jetzt von mir, Christina Repolust …

Willy Puchner:

1952 in Mistelbach/NÖ geboren, besuchte die Graphische Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt in Wien im Fachbereich Fotografie, wo er später auch unterrichtete, es folgte ein Studium der Philosophie, Publizistik, Geschichte und Soziologie. Er arbeitet als Fotograf, Dichter, Illustrator mit zahlreichen Ausstellungen und Veröffentlichungen, ist seit 1989 Mitarbeiter der Wiener Zeitung, hält wunderbare Workshops, ist stets in Begleitung des Katers und lebt im Burgenland und in Wien.

Willy Puchner: Ich bin …
Tulln an der Donau: Vermes-Verlag 2023.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at