Buchempfehlung: „Der Garten meiner Baba“

Buchempfehlung: „Der Garten meiner Baba
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  • Veröffentlicht: 14.10.2023
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Dieses Bilderbuch nimmt seine BetrachterInnen mit zur Großmutter des Erzählers, seiner Baba, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Polen nach Kanada ausgewandert ist.

Liebe fließt ohne Worte

Baba wohnt in einem „Hühnerhaus“ an einer großen Straße. Dorthin wird der Ich-Erzähler von seinem Vater gebracht. Baba hat Zeit für den Kleinen, die beiden brauchen keine Worte, sie verstehen sich durch Gesten und das gemeinsame Tun. 

„Baba konnte nicht sehr gut Englisch, deshalb redeten wir mit Händen und Füßen, verständigten uns durch Lachen, Mimik und Berührung. Auch unsere Liebe zum Essen verband uns.“
Vorwort

In einzelne Szenen geteilt entwickelt das Erfolgsduo Scott & Smith den Alltag des Enkelsohns und seiner Baba: Da gibt es ein ungewöhnliches Frühstück mit Haferbrei, Essiggurken, Kohl und roten Rüben – alles aus Babas Garten. Da wird das Kind in eine Wolke aus Liebe und Wohlwollen gehüllt, darf trödeln und Fragen stellen. Weil die alte Frau einst Hunger gelitten hat, soll ihr kleiner Enkel einen „Brei-Badeteich“ zum Frühstück auslöffeln. Nach der Schule gehen die beiden auf Regenwürmersuche.

„Meine Baba sieht Regenwürmer, die sich in Pfützen und im Rinnstein winden, Würmer, die es bei Unwettern auf die Straße schwemmt, überall nasse Regenwürmer, die über den Asphalt kriechen. Sie klaubt sie auf und steckt sie in ein mit Erde gefülltes Marmeladenglas, das sie immer in der Manteltasche hat.“

Als das Hühnerhaus der Großmutter abgerissen wird und sie zu ihrer Familie in eine Wohnung ziehen muss, verliert sie ihre Lebensenergie, ihren Lebensantrieb. Zum Glück erinnert sich der Enkelsohn an ihre Passion! Genau, auch in der Stadt lassen sich Regenwürmer finden und ein kleiner Blumentopf mit Tomatensamen hat auf dem Fensterbrett schon noch Platz.

Was Sie versäumen, wenn Sie dieses Bilderbuch nicht lesen:

Liebe, Träume, Einfachheit und Stolz, Beziehung zur Natur, Erinnerungen an die eigenen Großeltern, viele Erkenntnisse, vor allem darüber, was man gar nicht benötigt, um ein glückliches Kind zu sein, Generationenvertrag in Reinkultur, Menschlichkeit, Kommunikation durch Gesten, Wissen um die Bedeutung von Regenwürmern, Humor, Lust auf Haferbrei, vielleicht ohne viel Butter!

Ebenfalls große Empfehlung für „Ich bin wie der Fluss“ des Erfolgsduos Scott & Smith.

Jordan Scott (Text), Sidney Smith (Bild):
Der Garten meiner Baba. Aus dem Englischen von Bernadette Ott.
Aladin 2023.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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