Eine Frage der Gerechtigkeit

Eine Frage der Gerechtigkeit
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  • Veröffentlicht: 21.02.2024
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Das große Benefizsuppenessen der Aktion Familienfasttag am 19. Februar im Wiener Veranstaltungszentrum Catamaran war der Startschuss für eine besondere Zeit. In ganz Österreich werden während der Fastenzeit unzählige Aktionen von Frauen der Katholischen Frauenbewegung auf die Beine gestellt, um für jene einzustehen, die unsere Unterstützung und Solidarität ganz besonders brauchen.

Frauen sind am stärksten von der globalen Klimakatastrophe betroffen – obwohl sie, weltweit gesehen, am wenigsten dazu beigetragen haben. Eine Ungerechtigkeit, auf die an diesem Abend der Fokus gelegt wurde. Die Katholische Frauenbewegung Österreich lud mit ihrer Aktion Familienfasttag zum traditionellen Benefizsuppenessen. Ein Abend, der ganz im Zeichen der Solidarität mit Frauen des „globalen Südens“ stand, die Suppe als Zeichen für Verzicht: Die ursprüngliche Idee des Suppenfastens, so erklärt es Anna Rosenberger, Vorsitzende der kfb St. Pölten, war „Suppe essen, Schnitzel spenden“. Es ging also um genussvollen Verzicht und das Sammeln von Spenden, um Frauenprojekte auf der ganzen Welt zu unterstützen.

„Die Idee war: Suppe essen, Schnitzel zahlen, also Spenden zu sammeln, um Frauenprojekte in unseren Projektländern zu unterstützen.“
Anna Rosenberger, Vorsitzende der kfb St. Pölten
„Die kfb setzt hier ein ganz wichtiges Zeichen, nämlich für Solidarität mit Frauen auf der ganzen Welt. Das Thema Geschlechtergerechtigkeit, gerade in Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit, ist wesentlich, weil wir alle wissen, dass Frauen von Katastrophen und vor allem der Klimakatastrophe noch mehr betroffen sind. Aber sie zeigt auch, wozu Frauen imstande sind, welche Strategien sie entwickelt haben, was sie leisten, um dem Klimanotstand ein Ende zu setzen.“
Doris Schmidauer, Motivatorin und Beraterin
„Ich finde, dass der Zusammenhalt über die Kontinente hinweg etwas ganz Wichtiges ist. Die Bereitschaft zu haben, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu unterstützen, das ist mir ein persönliches Anliegen.“
Margit Kraker, Rechnungshof-Präsidentin

Die Katholische Frauenbewegung Österreich, an diesem Abend nicht nur durch die zahlreich anwesenden kfb-Frauen aus dem ganzen Land, sondern auch durch ihre Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl und Anna Raab, Verantwortliche für die Aktion Familienfasttag, vertreten, nahm sich heuer dem Thema „Klimagerechtigkeit“ an. Ein Projekt aus Nepal stand stellvertretend dafür im Mittelpunkt und wurde von Januka Khatiwanda und Sutita Chaudrhary vorgestellt, die den weiten Weg aus ihrem Heimatland auf sich genommen hatten, um zu verdeutlichen, mit welchen Problemen Frauen aus Nepal konfrontiert werden. Als Folge der globalen Klimaveränderung bleiben dort Ernten aus, viele Männer verlassen das Land. Zurück bleiben Frauen, die den kargen Böden das abzutrotzen versuchen, was sie brauchen, um ihre Familien durchzubringen.

„Das Thema Frauenarbeit leidet immer darunter, unsichtbar zu sein, deshalb ist es wichtig, dass Frauen – wie bei dieser Veranstaltung – vor den Vorhang kommen und gezeigt wird, was sie tun – auf persönlicher, gesellschaftlicher und kirchlicher Ebene.“
Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der kfb Österreich
„Wir kennen die kfb als eine so engagierte Bewegung und sehen eine Verbindung mit den Gewerkschaftsfrauen im Einsatz für ein besseres Leben für die Frauen in Österreich, aber auch für die internationale Solidarität, um das Leben der Frauen in den Ländern des globalen Südens zu verbessern. Es ist ein großartiger Abend, ein Abend für die Frauen und ein Abend der Frauensolidarität.“
Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB
„Wo wir Frauen grenzüberschreitend und auch parteiüberschreitend zusammenarbeiten, da kann Frauensolidarität ganz viel bewegen, kann so viel Emotion und Kraft entfalten. Und das zeigt sich auch an der heutigen Veranstaltung. Die kfb ist hier wirklich ganz großartig, mit all dem Ehrenamt, das sie hier leistet.“
Susanne Raab, Bundesfrauenministerin

Das Projekt lehrt und unterstützt Frauen, auf ursprüngliche und ökologisch nachhaltige Weise die Felder zu bearbeiten und so, ohne den Einsatz von schädlichen Pestiziden, ausreichend gesundes Gemüse ernten zu können. Die Schilderungen der beiden Frauen aus Nepal machten klar, dass die globale Klimakrise auch eine Frage der Gerechtigkeit ist. Unter den Anwesenden war neben Hausherrin Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende, die der Veranstaltung mit dem „Catamaran“ eine Heimat gab, auch Frauenministerin Susanne Raab, die betonte, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement im Kampf für weltweite Geschlechtergerechtigkeit ist.

Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sowie Margit Fischer und Heinz Fischer besuchten die Veranstaltung. Der Bundespräsident in Rente sprang kurzerhand als Simultanübersetzer für die Besucherinnen aus Nepal ein. Und Doris Schmidauer, treue Unterstützerin der Aktion, betonte, dass es beim Thema Klimagerechtigkeit letztlich um unser aller Überleben gehe – die Hauptleidtragenden aber Frauen, Mädchen und Kinder seien.

„Fasten hat nicht nur mit einem selbst etwas zu tun, sondern es ist immer auch Solidarität mit den Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Daher ist auch mein Fasten eines, das auf die Menschen schaut, die meine Unterstützung brauchen.“
Peter Schipka, Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz
„Die Unterstützung der kfb ist für uns sehr wichtig. Ohne sie könnten wir gar nicht arbeiten, weil wir in Nepal nicht die Möglichkeit haben, an Gelder zu kommen. Die Spenden machen es uns möglich, dass wir die Bevölkerung unterstützen, auch in abgelegene Gegenden wie den Bezirk Kailali zu gehen. Mein Wunsch ist es, dass wir so viel Geld wie möglich sammeln können, um noch mehr Frauen in Nepal helfen zu können.“
Januka Khatiwanda, Verantwortliche des Social Work Institut (SWI), Nepal

Der Abend klang – naturgemäß – beim Verzehr der Suppen, zubereitet von Schülerinnen und Schülern der Tourismusschulen Modul, aus. Umrahmt wurde der Festakt musikalisch von Saskia Pirka an der Mandoline. Poetry-Slammerin Elena Sarto schaffte es, mit ihren Worten den inneren Konflikt greifbar zu machen, in dem wir uns alle häufig wiederfinden: jenem zwischen dem Wissen, dass die Welt auf einen Klimakollaps zusteuert, und zugleich dem Gefühl, sich etwas gönnen zu wollen. Damit traf sie bei den Anwesenden einen Nerv, so auch bei Doris Schmidauer. „Wir müssen den Jungen zuhören“, sagte sie, „denn es geht um ihre Zukunft.“

„Fasten bedeutet für mich, sich zurückzunehmen und die Möglichkeit zu nutzen, auf etwas zu verzichten, das man eigentlich haben könnte. Das unterscheidet uns von jenen Menschen, die wenig oder nichts haben. Wir leben zum Teil im Überfluss und können uns entscheiden, auf etwas zu verzichten.“
Michael Ludwig, Wiener Bürgermeister
„Fasten ist etwas, das in vielen Religionen eine Rolle spielt, das bedeutet, dass man sich zurücknimmt und zurückhält, etwas spartanischer den Tag angeht. Aber wir sind keine strengen Einhalter davon und ich glaube, ich hab auch schon einmal an einem Fastentag ein Stück Schokolade gegessen.“
Heinz Fischer, Bundespräsident i. R.