Altmodisch?

Altmodisch?
Fotografin Catherine Ebser in ihrem Fundus.
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  • Veröffentlicht: 20.08.2024
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Das freudvolle Leben feiern und bunte Bilder schaffen, die älteren Menschen Wert geben: Fotografin Catherine Ebser zeigt, dass alt sein nicht das Ende ist.

Altmodisch? Von wegen. Menschen, die in ihrem Alter schon vorangeschritten sind und oft an den Rand der Gesellschaft oder in die Unsichtbarkeit gedrängt werden, sind für Catherine Ebser ein besonderer Schatz. Die Fotografin und Grafikerin, aufgewachsen in Bad Ischl im Salzkammergut, lebt heute mit ihrem Partner und dem gemeinsamen Kind in Wien. Doch ausgerechnet in der Heimat hat sie die Magie des Alters entdeckt. In Gmunden am Traunsee nahm sie in einem Seniorenheim die ersten Bilder von älteren Menschen mit besonderen Requisiten auf. Nach anfänglichem Zögern wuchs das Interesse, und immer mehr Seniorenheime und ältere Menschen wollten Ebser engagieren. Aus einer Idee und der großen Liebe zum reifen Alter wuchs das Projekt „Altmodisch“.

„Ich möchte mit meinen Bildern einen Kontrapunkt setzen. In einer Welt der fotografischen Perfektion, der selbstverständlichen Optimierung und des großen Einflusses von sozialen Medien schätze ich das als wichtig ein.“
Catherine Ebser

Der Anblick von Großmüttern und Großvätern, weiß- und grauhaarigen, faltigen und körperlich vielleicht oft schon geschwächten Menschen, die sich auffällig schminken, verkleiden und ungewöhnliche Posen einnehmen, mag für manche BetrachterInnen im ersten Moment befremdlich wirken. Doch Ebser spielt genau damit, setzt Alter und Faltenreichtum gekonnt ein: „Ich möchte mit meinen Bildern einen Kontrapunkt setzen. In einer Welt der fotografischen Perfektion, der selbstverständlichen Optimierung und des großen Einflusses von sozialen Medien schätze ich das als wichtig ein.“ Die erste Dame, die sie für dieses Projekt vor der Linse hatte, war Frau Theresa. Ihr folgten viele weitere. Und die Idee ist simpel: Kleider aus früheren Zeiten werden bereitgelegt, das Model sucht selbst aus und darf sich in jede Pose werfen, die angenehm erscheint. „Oft ist es, als hätte man diese Herrschaften neu zum Leben erweckt!“, sagt Catherine Ebser. So wie bei jener alten Dame, die früher eine Ballerina war und beim Shooting mit eigens organisiertem Tutu wie wach geküsst erschien. „Wenn sie die Bilder von sich sehen, strahlen diese Menschen. Oder sie lachen. Oft haben sie seit Langem erstmals wieder Fotos von sich, weil sie jahrelang nicht abgelichtet wurden.“

Mittlerweile kommen viele Seniorenheime auf Catherine Ebser zu, buchen Shootings und stellen die Bilder dann sogar aus. Besonders wichtig ist es der Fotografin dabei, die Würde der Models zu wahren und der Welt zu zeigen, dass alt zu sein nicht das Ende ist. „Da kommt noch was. Und das kann auch bunt sein!“, sagt sie. Der schönste Lohn seien die Reaktionen ihrer Fotomodelle, ihr fester Händedruck, wenn sie sich darüber freuen, wie schön sie sind. Was man davon mitnehmen kann? „Dass man immer freudvoll weiterleben kann, egal, wie alt man ist.“

Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 wurden eigens Fotowege der Künstlerin Catherine Ebser installiert. „Åhnlroas – Alt:Neu:Modisch“ heißt jenes Projekt, das anlässlich der Kulturhauptstadt aktuell im Sisipark in Bad Ischl zu sehen ist.

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