Die besten Strategien für Ihre Vorsorge

Die besten Strategien für Ihre Vorsorge
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  • Veröffentlicht: 23.11.2021
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Wenn Ihre Beziehung zu Geld gespalten ist, unterziehen Sie sie einem Check. Damit Sie später nicht mit leeren Händen dastehen.

Clever zu Cash

Geld ist wichtig, ob es uns gefällt oder nicht. Wer Geld hat, verfügt über einen bestimmten Status und über Macht. Wer Geld hat, hat Zugang zu Konsumgütern und Dienstleistungen. Geld ist aber auch ein wichtiges Mittel, um die Gestaltung seines Lebens frei wählen zu können.

Wie Arbeit ist Geld nach wie vor ungleich verteilt: Weltweit leisten Frauen zwei Drittel der Arbeit und verfügen nur über ein Zehntel des Einkommens. Zum einen werden sie gezielt von Geld ferngehalten, zum anderen halten sie sich selbst fern.
Denn selbst bei überdurchschnittlichem beruflichen Einsatz schrecken viele noch immer davor zurück, eine angemessene Bezahlung dafür zu verlangen. „Da wir in einer Leistungsgesellschaft leben, ist es das Recht von Frauen, den Gegenwert für ihre Leistung einzufordern“, weiß die Kommunikationstrainerin und Chefin der Agentur womanSuccess, Dr.in Ingrid Mylena Kösten, sie betont, dass hier noch erheblicher Nachholbedarf besteht.

Zwar, so räumt sie ein, habe sich in den letzten zwanzig Jahren einiges verändert, allerdings eher bei den gut ausgebildeten und besser verdienenden Frauen. Dr.in Kösten: „Viele von ihnen lassen sich schon vorher beraten, bevor sie in schwierige Gehaltsverhandlungen gehen.“ Für den größeren Teil berufstätiger Frauen sieht die Realität anders aus.

Im Schlepptau der Corona- und Wirtschaftskrise  ortet die Kommunikationstrainerin eher noch Rückschritte: „Viele Frauen trauen sich derzeit nicht, mehr Geld zu verlangen, weil sie Angst haben, den Arbeitsplatz zu verlieren, wenn sie den Mund zu weit aufmachen.“ Mehr Engagement von den Gewerkschaften und eine frauen- und familienfreundlichere Personalpolitik innerhalb der Betriebe wären aus Dr.in Köstens Sicht dringend nötig.

Pension: Wenn frau in Pension geht

Altersvorsorge bei Frauen

Vorsorge sollte für Frauen deswegen heute ein selbstverständliches Thema sein. Auch wenn die Umstände im Moment dafür nicht gerade rosig sind. Dass Frauen neben sozialer Geborgenheit auch finanzielle Sicherheit zu den erstrebenswerten Lebenszielen zählen, zeigten die Ergebnisse einer Studie des Linzer „market Institutes“, die von der Oberbank in Auftrag gegeben wurde. Dass das Thema finanzielle Absicherung vor allem bei Alleinerzieherinnen einen besonders hohen Stellenwert hat, ist kaum verwunderlich.

Die meisten der befragten Frauen fühlten sich vor allem im Alltag abgesichert. Die persönliche finanzielle Absicherung im Ruhestand und auch das „Polster“ im Falle eigener Arbeitslosigkeit oder der des Partners wird hingegen nur von etwa 20 Prozent der Frauen als sehr gut eingeschätzt. Generell zeigt die Studie einen klaren Trend: Je älter die Frauen, umso besser sind sie finanziell versorgt.

In Summe verbleiben dennoch rund 40 Prozent der Frauen, die ihre Versorgung als nicht ausreichend betrachten. Gerade

  • Singlefrauen mit Kind,
  • Alleinerzieherinnen,
  • Mütter mit Kinder im Alter bis sechs Jahre und auch
  • jüngere Frauen

schätzen ihre persönliche finanzielle Absicherung sehr vorsichtig ein.

Sicherheit ist subjektiv

Regelmäßig Geld auf die Seite zu legen empfinden die meisten nahezu als Grundverpflichtung. Eine Lebensversicherung, der Besitz eines eigenen Hauses oder einer Wohnung gelten ebenfalls als probate Vorsorgemaßnahmen. Acht von zehn Frauen geben an, regelmäßig zu sparen, 60 Prozent haben eine Lebensversicherung als Vorsorge abgeschlossen, die Hälfte nennt eine Immobilie ihr Eigen. Anhand dieser Zahlen könnte man davon ausgehen, dass sich Frauen besser finanziell versorgt fühlen sollten.

Allerdings scheint das angesparte Geld mit dem Sicherheitsempfinden der einzelnen Befragten nicht unbedingt Hand in Hand zu gehen. Ein Phänomen, das Psychotherapeutin Andrea Scheutz aufklären kann: „Persönliche Sicherheit ist eine sehr individuelle Sache. Es gibt Frauen mit durchschnittlichem oder eher niedrigem Einkommen, für die Existenzängste überhaupt kein Thema sind.“ Auf der anderen Seite werden durchaus als gut situiert zu bezeichnende Frauen mit überdurchschnittlichem Einkommen oder hohem Unterhalt, die oft auch noch über ein finanzielles Polster verfügen, manchmal von Überlebensängsten geradezu gepeinigt.

Sie gehen in teure Fitness- und Kosmetikstudios und empfinden sich dennoch als „arm“. „Das sind oft die Frauen, die mir erklären, dass sie sich eine Therapie nicht leisten können“, berichtet Mag.a Scheutz. Auch diesem Verhalten, so die Psychotherapeutin, liegen meist Kindheitsmuster zugrunde.

Pensionssplitting: So geht’s

Lieber öfter fragen

Wie viel frau braucht, um sich wohl und sicher zu fühlen, liegt also im persönlichen Ermessen. Wichtig ist, sich rechtzeitig umzuschauen, welche Vorsorgemaßnahmen genügend Vertrauen erwecken und zu den persönlichen Einkommensverhältnissen passen. Bei aufmerksamem Suchen, Vergleichen von Möglichkeiten und Inanspruchnahme aller angebotenen Beratungsleistungen wird frau auch in schwierigen Zeiten Lösungen finden.

Fragen Sie dreimal nach! Und wenn Sie ein Produkt oder einen Vertrag absolut nicht verstehen, lassen Sie die Finger davon. Ein Berater oder eine Beraterin, der/die Ihnen das nicht erklären kann oder will, hat einen Grund. Möglicherweise versteht er ja selbst nicht ganz genau, was er da anbietet. Bleiben Sie lästig und hartnäckig! Sie wissen schon: Brave Mädchen kommen in den Himmel. Böse überallhin. Auch zu Geld.

Altersvorsorge im Überblick

Vor- und Nachteile der gängigsten Angebote

1. Klassische Er- und Ablebensversicherung

Vorteil: garantierte Mindestauszahlung ungefähr in Höhe des einbezahlten Kapitals
Nachteil: niedrige Verzinsung von durchschnittlich 2,75 % zuzüglich Gewinnanteilen

Die Zusammensetzung einer klassischen reinen Erlebensversicherung mit einer davon ausgegliederten Ablebensversicherung bringt in etwa das gleiche Ergebnis.

2. Britische Lebensversicherung

Vorteil: Ertrag ähnlich den fondsgebundenen Versicherungen, jedoch mit garantierter Mindestauszahlung und daher gleicher Sicherheit wie österreichische Erlebensversicherungen; niedrigere Spesen, also geringer e Differenz zwischen Brutto- und Nettoauszahlungsbetrag
Nachteil: Gesellschaften haben keine Niederlassungen in Österreich, geringerer Bekanntheitsgrad

3. Fondsgebundene Lebensversicherung

Vorteil: voraussichtlich höhere Durchschnittsverzinsung und bessere Ablaufleistung
Nachteil: keine Mindestauszahlung, höhere Schwankungen, Garantie wäre teuer

Der Vorteil einer fondsgebundenen Lebensversicherung kommt nur bei Veranlagung eines hohen Anteils der Prämien in Aktienfonds (wobei hier internationale Fonds
zu bevorzugen wären) zum Tragen. Achtung! Große Unterschiede bei den einzelnen
Gesellschaften in der Spesengestaltung. Ist im Vergleich der Ablaufleistungen bei gleichem Bruttoertrag zu vergleichen.

4. Investmentfonds bzw. Wertpapierdepots

Vorteil: etwas geringer er Spesenanteil, guter Durchschnittsertrag zu erwarten
Nachteil: keine Garantien in der Auszahlung, starke Schwankungen

Darauf sollten Sie grundsätzlich achten:

  • eine gute Durchschnittsverzinsung im Hinblick auf das bestmögliche Ergebnis zu Vertragsende
  • ein optimales Verhältnis zwischen Sicherheit und Ertrag
  • Flexibilität, das heißt die Möglichkeit, im Lauf der Zeit verschiedene Varianten aufzubauen, langfristige Vergleichsmöglichkeit, möglichst geringe Schwankungsbreite im Ertrag
  • geringstmögliche Differenz zwischen Brutto- und Nettoertrag (das heißt niedrige Spesen)

Tresore für Schlaue

Umsichtige PlanerInnen haben drei Geldtresore für alle Fälle.

Tresor 1: Notfallreserve

Ihr erster T resor enthält die Reserve, die immer da sein sollte, damit ein unvorhergesehenes Ereignis nicht zum Problem wird. Mit ihr begleichen Sie die unerwartete Autoreparatur und ersetzen den kaputten Kühlschrank. Das ist das Sparbuch, auf dem Geld liegt, auf das Sie jederzeit zugreifen können. Dorthin sollten Sie kommen, auch wenn auf Ihrem Konto gerade ein Minus herrscht. Machen Sie sich einen strengen Haushaltsplan, der Sie in absehbarer Zeit vom Minus ins Plus führt. Dann legen Sie nach und nach die Reserve an.

Tresor 2: Vermögensaufbau und Altersvorsorge

Über eines sollten Sie sich im Klar en sein: Der richtige Zeitpunkt dafür ist nie. Um diesen Schritt zu tun, ist eine grundlegende Entscheidung nötig. Wenn Sie jung sind und Glück hatten, haben Ihre Eltern oder Großeltern schon den Grundstein gelegt, etwa mit einem Bausparvertrag oder einem Kapitalsparbuch. Wenn nicht, zögern Sie nicht zu lange. Je jünger Sie heute sind, desto niedriger fallen die monatlichen Prämien aus.

Tresor 3: Mittelfristige Sparziele

Zwischen Notfallreserve und Altersvorsorge spielt sich Leben ab. Auch
dafür benötigen Sie Geld. Um mittelfristig vorzusorgen, überlegen Sie, was Sie finanzieren wollen. Wenn Sie Kinder planen, legen Sie sich rechtzeitig ein Polster für die Karenzzeit zu. Oder Sie wollen ein Haus bauen – da braucht es einen umfassenderen Sparplan. Manche wollen zwischen 40 und 50 ein Sabbatical in Anspruch nehmen. Auch dafür sollte man rechtzeitig vorsorgen. Je mehr Sie sich hier aufbauen, desto flexibler werden Sie, um sich aufkommende Wünsche zu erfüllen.

Erschienen in „Welt der Frauen“ Ausgabe November 2012