Bewegung ist Freude

Das Leben ist Bewegung. Und typisch in unserem Menschsein ist, dass wir alles professionalisieren und hochstilisieren. Aus Jogging wurde Laufen, aus einem Waldspaziergang das nunmehr beliebte Waldbaden, und wer ohne Fitnessuhr oder -App seinen Sport betreibt, braucht sowieso erst gar nicht anfangen. Auch die gute alte Jogginghose hat ausgedient. Nur wer ultrahauchdünne Fitnesstops und Leggings trägt, hat die richtigen Voraussetzungen, um Yoga zu betreiben – meinen viele Frauenmedien dieses Landes und verkaufen ihren Leserinnen nur noch mehr Utensilien, um sich und ihren Körper „zur besten Version“ zu trimmen. „Welt der Frauen“ ist anders, wie Sie wissen. Wenn wir in dieser Ausgabe das Thema Sport und Bewegung beleuchten, dann schauen wir di­fferenzierter drauf und fragen etwa Leichtathletik-Ass Ivona Dadic, wie der Tod ihres Bruders ihren Profisport beeinflusst hat. Wir hören Sportwissenschaftlerin und Lauftrainerin Klara Fuchs zu, wenn sie von Selbstzweifeln im Leistungssport spricht, und wollen für unsere LeserInnen ergründen, warum genau Bewegung so wichtig und gesundheitsfördernd ist.

„Bewegung und Psyche beeinflussen sich gegenseitig massiv.“
Stefanie Wacht, Psychotherapeutin

Auszug aus der Titelgeschichte

Ein gesunder Mensch verfügt über 656 Muskeln und insgesamt rund 360 Gelenke, 140 davon sind bewegliche Verbindungen. Ohne sie könnten wir uns nicht bewegen. Benutzen wir sie nicht, verkümmern sie. Erst wenn wir körperlich aktiv sind, werden Skelett und Organe mit genug Sauerstoff und Nährsto­ffen versorgt. Wir befinden uns also in einer symbiotischen Beziehung mit unserem Körper und müssen in ihn investieren. Körperbewegung ist der Motor unseres Lebens, wir sind genetisch darauf programmiert. Sie treibt Kleinkinder zum Lernen und zur Entwicklung an und sicherte früher den Menschen, die als NomadInnen und JägerInnen viele Kilometer zurücklegen mussten, ihre Nahrungsversorgung. Bewegung ist also ursprünglich und positiv. Doch unser Verhältnis zu ihr ist schwierig geworden, wir haben aufgehört, etwas für sie zu tun. Wir sitzen zu viel, und bereits Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, darauf weisen ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen immer wieder hin. […] Gleichzeitig fordern wir den Körper mehr, als es für ihn gut ist. Denn es gibt auch die, die den im Alltag vernachlässigten Körper umso intensiver im Fitnessstudio trainieren. Heute geht es oft um Sport, Fitnesstracker, Aussehen und Kalorienverbrennen, um permanente Steigerung und Selbstoptimierung. Kaum benutzte, verkümmerte Gelenke versus überbeanspruchte, kaputte Gelenke. Haben wir einfache Bewegung verlernt? […]

Bewegt durchs Leben

Wir befinden uns in einer symbiotischen Beziehung mit unserem Körper und müssen in ihn investieren. Doch unser Verhältnis zur Bewegung ist schwierig geworden, wir haben aufgehört, etwas für sie zu tun. Wir sitzen zu viel, und bereits Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, darauf weisen ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen immer wieder hin. Gleichzeitig fordern wir den Körper mehr, als es für ihn gut ist. Denn es gibt auch die, die den im Alltag vernachlässigten Körper umso intensiver im Fitnessstudio trainieren. Heute geht es oft um Sport, Fitnesstracker, Aussehen und Kalorienverbrennen, um permanente Steigerung und Selbstoptimierung. Kaum benutzte, verkümmerte Gelenke versus überbeanspruchte, kaputte Gelenke. Haben wir einfache Bewegung verlernt?

In dieser Ausgabe schauen wir auch dort hin, wo üblicher Sportjournalismus gerne wegschaut: auf Sexismus im Spitzensport, veraltete Machtstrukturen in Vereinen und Organisationen sowie ewiggestrige Kleiderregeln für junge, durchtrainierte Frauen. Daneben porträtieren wir Frauen und zeigen im Fotoessay den „Sport ihres Lebens“ – von Rollstuhltennis über Dressurreiten bis hin zu Billard. Doch auch, wenn Sie mit Sport weniger anfangen können, spielt das keine Rolle, denn, wie unsere Autorin Julia Kospach meint: Man muss nicht gleich aus allem ein Match machen und lemminghaft jede neue Trendsportart verfolgen. Stattdessen plädiert sie für einfache und entspannte Bewegung und Freude am Tun.

Lesen Sie außerdem ein Interview mit Danielle Spera über den Schock des Gaza-Kriegs, jüdisches Leben nach dem 7. Oktober und den Dialog zwischen den Religionen, begleiten Sie Chef vom Dienst Christoph Unterkofler auf seiner Reise in den Norden Ghanas, wo die Bewohnerinnen ihre großen Träume trotz vieler Entbehrungen verfolgen, und erfahren Sie in unserem Thema kompakt woher der Trend zu Küchenmaschinen mit Kochfunktion kommt.

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